Schwacher Aussenhandel verdüstert Aussichten für Chinas Wirtschaft
Peking – Enttäuschende Handelszahlen im Dezember verdüstern die Aussichten für eine erhoffte Erholung des Wirtschaftswachstums in China. Die Ausfuhren fielen in US-Dollar gerechnet unerwartet stark um 6,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie der Zoll am Freitag in Peking berichtete. Die Importe legten um 3,1 Prozent zu, was aber vor allem durch die Auffüllung der Lagerbestände vor dem frühen chinesischen Neujahrsfest Ende Januar erklärt wurde. Das Aussenhandelsvolumen ging im Dezember um 2,2 Prozent zurück.
Auf das Jahr gerechnet erlebte die grösste Handelsnation sogar einen Rückgang ihres Handelsvolumens um 6,8 Prozent. Die Bedingungen im vergangenen Jahr beschrieb Zollsprecher Huang Songping als «kompliziert und düster» mit wachsenden Unwägbarkeiten. Erst in der zweiten Jahreshälfte habe sich der Aussenhandel durch Unterstützung der Regierung und höhere Nachfrage wieder stabilisiert.
Ausfuhren gehen um 7,7% zurück
Nach einem minimalen Anstieg im November zeigte der überraschend starke Rückgang der Exporte im Dezember aber wieder neue Schwächen. Im gesamten Jahr fielen die Ausfuhren in US-Dollar bewertet um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während die Importe um 5,5 Prozent abnahmen. Der Handelsüberschuss ging nach Angaben des Zolls im vergangenen Jahr um 9,1 Prozent auf 3,35 Billionen Yuan, umgerechnet 486 Milliarden US-Dollar, zurück.
In Yuan gerechnet fiel die Entwicklung allerdings gemässigter aus. Die Ausfuhren fielen laut Zollangaben demnach um zwei Prozent, während die Einfuhren sogar um 0,6 Prozent zulegten. Die chinesische Währung steht unter Druck und hat im vergangenen Jahr gegenüber dem US-Dollar um rund sechs Prozent verloren. So nahm das Handelsvolumen in Yuan gerechnet nur um 0,9 Prozent ab. Mit der Europäischen Union, dem grössten Handelspartner, gab es einen Zuwachs um 1,2 Prozent.
Verschiedene Risiken
Der schlechte Aussenhandel, die Yuan-Schwäche und die dadurch ausgelöste Kapitalflucht, die hohe Verschuldung sowie drohende Handelsstreitigkeiten mit den USA und Protektionismus unter dem neuen Präsidenten Donald Trump gehören zu den wesentlichen Risiken für die zweitgrösste Volkswirtschaft in diesem Jahr.
«Ich denke nicht, dass die Tore zum US-Markt weiter offen bleiben, wenn Trump Präsident ist», sagte Wirtschaftsprofessor Zheng Chaoyu von der Volksuniversität in Peking der Deutschen Presse-Agentur. «Die guten Zeiten sind jetzt vorbei.» China habe bisher in einer kooperativen Position mit den USA gestanden und die Waren geliefert, die die USA nicht mehr selber produzieren wollten. «Aber jetzt stehen wir in grösserem Wettbewerb zueinander.»
«Wir sind besorgt, dass Trumps Haltung Chinas Handel gegenüber die chinesischen Ausfuhren langfristig strukturell schwächt», schrieb auch die australische ANZ Bank. Unter dem neuen US-Präsidenten dürften US-Unternehmen Produktionsanlagen aus China abziehen.
Exporte aus Asien generell unter Druck
Die Exportzahlen im Dezember deuteten auch darauf hin, dass China hinter der jüngsten Erholung der Ausfuhren aus Asien insgesamt her hinke, schrieben die ANZ-Experten. Daher erschienen die Aussichten für Chinas Handel im neuen Jahr nicht rosig. Überhaupt stünden die Exporte aus Asien durch schwache globale Nachfrage und wachsenden Widerstand gegen Globalisierung weiter unter Druck.
Wirtschaftswachstum von 6,7% für 2016 erwartet
Trotz des schwachen Aussenhandels rechnen Chinas Wirtschaftsplaner für das abgelaufene Jahr noch mit einem Wachstum von 6,7 Prozent, was aber so wenig wie seit 25 Jahren nicht mehr ist. Die Zahlen werden am 20. Januar vorgelegt. Das Wachstum in China wurde vor allem durch den boomenden Wohnungsmarkt, die steigenden Infrastrukturausgaben und das starke Kreditwachstum vorangetrieben.
Am Morgen dementierten ausserdem die staatliche Regulierungsbehörde für den Devisenhandel einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg. Bloomberg hatte unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, dass die Kapitalverkehrskontrollen für die Banken des Landes ausgeweitet werden sollen. China stemmt sich derzeit gegen eine besorgniserregende Kapitalflucht aus dem Land. (awp/mc/upd/pg)