Containerhafen Hongkong.
Peking – Chinas Aussenhandel bleibt trotz der Yuan-Abwertung schwach. Sorgen bereitet vor allem der starke Importrückgang, der sich im September noch einmal beschleunigt hat. Der jetzt elfte Rückgang in Folge zeigte die längste Durststrecke seit sechs Jahren. Die in US-Dollar ausgewiesenen Importe gingen nach Angaben der Zollverwaltung vom Dienstag im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel auf 145,2 Milliarden Dollar zurück.
«Der starke Rückgang bei den Importen spiegelt die Korrektur der Rohstoffpreise wieder», erklärte Experte Charlie Lay von der Commerzbank den Einbruch. Gleichzeitig zeigen die Daten seiner Einschätzung nach aber auch eine anhaltende Schwäche bei den Investitionen. Ähnlich äusserte sich Experte Frederik Kunze von der NordLB: «Der mächtige Rückgang bei den Importen ist keinesfalls mehr allein mit niedrigeren Rohstoffpreisen erklärbar sondern deutet auch auf eine echte Nachfrageschwäche hin.»
Jüngste Yuan-Abwertung mildert Export-Minus
Die Exporte gingen laut Zollverwaltung im September um 3,7 Prozent auf knapp 205,6 Milliarden Dollar zurück. Die Ausfuhren fielen damit nicht mehr so stark wie im Juli und August. Hier habe sich bereits die jüngste Abwertung der chinesischen Währung Yuan positiv ausgewirkt, hiess es von der Zollverwaltung. Sie geht zudem davon aus, dass sich der schwächere Yuan im vierten Quartal positiv auf die Ausfuhren auswirken wird. Zudem dürfte sich der Rückgang bei den Importen deswegen abschwächen.
Experte Kunze machte aber deutlich, dass die Handelsdaten nicht alleine als Hinweis für eine Konjunkturflaute zu sehen sind. Vielmehr müssen die Kennzahlen auch vor dem Hintergrund struktureller Veränderungen in China gewertet werden. Demnach habe sich die konjunkturelle Lage in China «nicht wirklich geändert», sagte Kunze. Er rechnet weiter mit einem robusten Wirtschaftswachstum, dass durch umfangreiche Stützungsmassnahmen der chinesischen Notenbank und der Regierung in Peking gesichert werde.
Wachstum dürfte sich im Q3 weiter verlangsamen
Dennoch dürfte der schwache Aussenhandel Spuren bei der Entwicklung der Gesamtwirtschaft im dritten Quartal hinterlassen haben. Experten gehen davon aus, dass sich Chinas Wachstum weiter verlangsamt hat, was auch negative Auswirkungen auf die deutsche Exportwirtschaft haben wird. Nach sieben Prozent Zuwachs in der ersten Jahreshälfte dürfte Chinas Wirtschaftsleistung im dritten Quartal nach Vorhersagen von Ökonomen nur um 6,8 Prozent zugelegt haben, schrieb das «Wall Street Journal».
Die Regierung strebt ein Wachstum von «rund sieben Prozent» in diesem Jahr an – so wenig wie seit 25 Jahren nicht mehr. Das Jahresziel gerät nach Einschätzung der Experten aber weiter in Gefahr, da Aussenhandel, Industrieproduktion und Anlageinvestitionen im dritten Quartal nicht schnell genug zulegten. Die offiziellen Wachstumszahlen für das dritte Quartal legt das Statistikamt am kommenden Montag vor. Im vergangenen Jahr war China noch um 7,4 Prozent gewachsen. (awp/mc/upd/ps)