(Foto: China Shipping Container Lines)
Peking – Nach der Erholung im Dezember ist der chinesische Aussenhandel im Januar wieder deutlich eingebrochen. Sowohl die Ex- als auch die Importe gingen zum Jahresauftakt stärker zurück als Experten erwartet hatten. Bei den Ausfuhren habe der Rückgang im Jahresvergleich bei 11,2 Prozent auf 177,5 Milliarden Dollar gelegen, teilte die Zollverwaltung am Montag in Peking mit. Volkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang um 1,8 Prozent gerechnet.
Die Einfuhren gingen um 18,8 Prozent auf 114,2 Milliarden Dollar zurück. Hier war ein Minus von 3,6 Prozent erwartet worden. Angesichts der stark gefallenen Importe stieg der Handelsbilanzüberschuss auf einen neuen Rekordstand. Er kletterte um 5,4 Prozent auf 63,3 Milliarden Dollar. Gemessen in Yuan fielen die Rückgänge bei den Ein- und Ausfuhren etwas niedriger aus, waren aber ebenfalls enttäuschend hoch.
Analysten sehen Sondereffekte
«Die Schwäche der Handelsbilanzzahlen in ganz Asien unterstreicht noch einmal, dass die meisten Länder der Region einen zunehmenden Fokus auf den Binnenkonsum legen müssen», kommentierte Devisenexperte Hao Zhou von der Commerzbank. Die Zahlen zeigten, dass die Erholung der Handelsbilanzdaten im Dezember weitgehend auf Sondereffekte zurückzuführen war und nicht auf eine Verbesserung der Auslandsnachfrage.
Zumindest teilweise sind für die schlechten Zahlen aber auch die Feiertage um das chinesische Neujahrsfest vergangene Woche verantwortlich, wie die Analysten Liu Li-Gang und Louis Lam vom australischen Bankhaus ANZ am Montag schrieben. Viele Unternehmen versuchten demnach, noch vor Beginn der langen Urlaubszeit um den wichtigsten chinesischen Feiertag ihre Fracht ins Ausland zu verschiffen. Deshalb seien die Exporte im Dezember das erste Mal seit neun Monaten leicht angezogen, dann aber im Januar wieder stark zurückgegangen.
Gesunkene Rohölimporte
China hatte im vergangenen Jahr mit 6,9 Prozent das schwächste Wirtschaftswachstum seit 25 Jahren verzeichnet. Die Regierung in Peking versucht, das Wachstumsmodell des Landes umzustellen. Die Wirtschaft des Landes soll künftig weniger von einer exportstarken Industrie abhängig sein. Dafür soll der Dienstleistungssektor gestärkt werden.
Zudem sind auch die chinesischen Rohölimporte deutlich gefallen. Sie fielen zum Vorjahr um 4,6 Prozent auf rund 6,3 Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag. Dies ist der niedrigste Wert seit drei Monaten. Angesichts der jüngsten Neujahrsfeierlichkeiten erwarten Beobachter im Februar erneut einen Rückgang. China ist der grösste Energieverbraucher der Welt.
Aktienmärkte gelassen
Die Aktienmärkte zeigten sich am ersten Handelstag im «Jahr des Affen» trotz der schwachen Handelsdaten relativ robust. Nach einer Woche Handelspause wegen der Feiertage um das chinesische Neujahrsfest schloss der Composite Index in Shanghai nur 0,6 Prozent im Minus. Dabei hatten viele Analysten vor heftigen Kursabschlägen gewarnt. Sie rechneten mit einer Nachholreaktion auf die vergangene Woche weltweit eingebrochenen Aktienmärkte. (awp/mc/upd/ps)