China: Höhere Inflation dämpft Wachstumssorgen
Peking – Die Inflation in der weltweit zweitgrössten Volkswirtschaft China scheint etwas Fahrt aufzunehmen. Darauf deuten Preisdaten von der Verbraucher- und Unternehmensebene vom Freitag hin. An den Börsen dämpften die Zahlen Ängste vor neuerlichen Konjunkturproblemen Chinas. Diese wurden durch schwache Aussenhandelsdaten vom Donnerstag ausgelöst.
Nach Regierungszahlen vom Freitag stiegen die landesweiten Verbraucherpreise im September um 1,9 Prozent zum Vorjahresmonat. Das lag deutlich über den Erwartungen von Analysten, die eine Rate von 1,6 Prozent erwartet hatten. Im August hatte die Inflation mit 1,3 Prozent deutlich niedriger gelegen als im September. Die aktuelle Entwicklung folgt auf rückläufige Inflationsraten seit Juni. Das Regierungsziel von drei Prozent wird zwar immer noch verfehlt, kommt aber zumindest etwas in Reichweite.
Erzeugerpreise steigen erstmals seit 2012
Die Erzeugerpreise, die quasi die Verkaufspreise der Unternehmen angeben, erhöhten sich im September erstmals seit langer Zeit wieder. Der Zuwachs zum Vorjahresmonat von 0,1 Prozent war der erste seit Anfang 2012. Seither waren die Produzentenpreise teils scharf gefallen. Analysten hatten dies vor allem als Schwächesignal der chinesischen Industrieunternehmen gedeutet, weil Preisrückgänge meist Folge hoher Überkapazitäten sind. Die Regierung versucht seit längerem, diese zu reduzieren.
Die Angebots- und Nachtfragesituation der Industrie bessere sich, kommentierte ein ranghoher Mitarbeiter des chinesischen Statistikamts die neuen Daten. Mitte kommender Woche werden gesamtwirtschaftliche Wachstumszahlen zum dritten Quartal erwartet. Bankanalysten rechnen zurzeit mit einem Zuwachs von 6,7 Prozent zum Vorjahresquartal und 1,8 Prozent zum Vorquartal. Dies entspräche dem Wachstumstempo des zweiten Quartals.
Neue BIP-Zahlen kommende Woche
Das chinesische Wirtschaftswachstum hat in den vergangenen Jahren deutlich an Schwung verloren. Ein Grund ist der gegenwärtige Umbau des Wirtschaftsmodells seitens der Regierung, die der Binnennachfrage mehr und der Auslandsnachfrage weniger Gewicht einräumen will. Dadurch sowie durch einen stärkeren Dienstleistungssektor soll die chinesische Wirtschaft nachhaltiger ausgerichtet werden.
Wachstumszahlen aus China treffen jedoch zunehmend auf Skepsis, weil ihnen von Kritikern die Verlässlichkeit abgesprochen wird. Ein Grund dafür ist der frühe Veröffentlichungstermin, der weit vor anderen Volkswirtschaften ähnlicher Grössenordnung erfolgt. Zudem erfolgt eine nachträgliche Korrektur von Wachstumsdaten – im Gegensatz zu vielen anderen grossen Wirtschaftsnationen – in aller Regel nicht. (awp/mc/ps)