China überrascht mit starkem Exportwachstum – Importe aber schwach
Peking – Trotz der geschwächten globalen Erholung durch den Ukraine-Krieg haben Chinas Ausfuhren im März stärker zugelegt als erwartet. Doch gingen die Importe überraschend deutlich zurück, während Chinas strenge Corona-Lockdowns den Konsum belasten. Wie der Zoll am Mittwoch in Peking berichtete, kletterten die Ausfuhren im März um 14,7 Prozent zum Vorjahresmonat auf umgerechnet 276 Milliarden US-Dollar (254 Mrd Euro). Hingegen fielen die Importe um 0,1 Prozent auf 228 Milliarden Dollar. Die Regierung in Peking warnte vor Wachstumsrisiken wegen wachsender Unsicherheiten.
Deutsche Exporteure mussten ein starkes Minus im Handel mit China hinnehmen. Die chinesischen Importe aus Deutschland fielen im März um 9,8 Prozent auf 9,272 Milliarden Dollar. Im Gegenzug lieferte China mit 9,488 Milliarden Dollar um 18,1 Prozent mehr nach Deutschland.
Da die Unsicherheiten um Russlands Invasion in die Ukraine die globale Nachfrage dämpfen, waren Experten von einem etwas niedrigeren Exportwachstum ausgegangen. Allerdings hatten sie mit einem deutlich höheren Anstieg der Importe gerechnet. In den ersten beiden Monaten des Jahres zusammen hatten Chinas Einfuhren noch um 15,5 Prozent zugelegt, während die Ausfuhren um 16,3 Prozent gestiegen waren.
Ukraine-Krise dürfte auch Chinas Ausfuhren bremsen
Trotz des starken Anstiegs der Exporte rechnen Experten damit, dass Chinas Ausfuhren wegen der Ukraine-Krise künftig schwächer ausfallen dürften. Auch gibt es logistische Probleme und eine Unterbrechung von Lieferketten durch die Corona-Beschränkungen in China. Die zweitgrösste Volkswirtschaft erlebt gerade ihre grösste Corona-Welle seit dem Ausbruch der Pandemie vor mehr als zwei Jahren.
Zollsprecher Li Kuwen warnte vor «unerwarteten, plötzlichen Faktoren im gegenwärtigen internationalen und heimischem Umfeld». Die externe Umgebung des Aussenhandels werde schwieriger. «Die Entwicklung sieht sich vielen Risiken und Herausforderungen gegenüber.»
Schon dreimal in einer Woche warnte auch Regierungschef Li Keqiang vor Risiken für Chinas Wachstum. Er forderte Provinzvertreter auf, «das Gefühl der Dringlichkeit zu verstärken». Die Regierung erwäge neue Massnahmen, um die Wirtschaft zu stärken. «Wir müssen höchst wachsam für unerwartete Veränderungen in der internationalen und heimischen Situation sein, während der Abwärtsdruck auf die Wirtschaft weiter zugenommen hat.»
Corona-Massnahmen belasten Unternehmen
Die strengen Corona-Massnahmen belasten Unternehmen. Seit März gibt es Ausgangssperren für viele Millionen Menschen in der Hafenstadt Shanghai sowie in Nordostchina in den Metropolen Changchun, Shenyang und der Provinz Jilin. Der Frachtverkehr über den grössten Hafen der Welt in Shanghai ist beeinträchtigt. Es fehlt schon an Lastwagen, die Container oder Waren über Land transportieren. Unternehmen klagen, dass auch der Transport über Provinzgrenzen beeinträchtigt ist.
«Der Lieferketten-Stress wird sich wahrscheinlich über Asien hinweg in den kommenden Monaten verschärfen», meinte der Asien-Ökonom der Finanzagentur Bloomberg, Chang Shu. «Längere Lieferzeiten deuten darauf hin, dass den Versorgungsketten Schlimmeres bevorsteht, während sich Chinas Covid-19-Lockdowns besonders in Shanghai hinziehen.»
Seit Wochen stehen die Werke von Volkswagen in Shanghai sowie in Changchun still – ähnlich die Produktion von BMW in Shenyang. Auch die Stimmung im herstellenden Gewerbe fällt. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) des Wirtschaftsmagazins «Caixin» fiel im März von 50,4 auf 48,1 Punkte. Damit liegt das Konjunkturbormeter unter der 50-Punkte-Marke, was auf einen Rückgang der industriellen Aktivität hindeutet.
Unter Verweis auf den wachsenden Druck der Corona-Beschränkungen und die Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg äussern Experten zunehmend Zweifel, ob China seine ehrgeizige Vorgabe von 5,5 Prozent Wirtschaftswachstum dieses Jahr einhalten kann. Das Statistikamt gibt am Montag die Wachstumszahlen für März und das erste Quartal bekannt. (awp/mc/ps)