Peking – Chinas Exportwirtschaft bleibt dank hoher Nachfrage aus Europa, Japan und den Vereinigten Staaten auf starkem Wachstumskurs. Im Dezember seien die Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahr um 10,9 Prozent auf 232 Milliarden Dollar geklettert, teilte die Zollverwaltung am Freitag in Peking mit. Damit ging das Wachstumstempo im Vergleich zum November, als die Exporte um 12,3 Prozent zugelegt hatten, zwar etwas zurück. Es ist aber immer noch auf sehr hohem Niveau. Von Bloomberg befragte Experten hatten für Dezember mit einem Plus von 10,8 Prozent gerechnet.
«Chinas Exporteure können auf einen erfolgreichen Berichtsmonat Dezember zurückblicken», kommentierte Experte Frederik Kunze von der NordLB die Daten. Seiner Einschätzung nach steht die Ausfuhrdynamik weiter auf einem breiten Fundament.
Deutlich tiefere Import-Werte
Deutlich weniger Dynamik zeigte sich dagegen bei den chinesischen Importen. Hier betrug das Plus im Dezember nur 4,5 Prozent auf 177 Milliarden Dollar – nach zweistelligen Wachstumsraten in den vergangenen Monaten. Volkswirte hatten bei den Einfuhren mit einem Anstieg um rund 15 Prozent gerechnet.
Laut Experte Kunze haben vor allem die Einfuhren von Eisenerz und Rohöl im Dezember «eine Verschnaufpause» eingelegt. Auch wenn die Importdaten in der Regel stark schwanken, wollte er mögliche Auswirkungen für den Welthandel und für die Rohstoffmärkte nicht ausschliessen.
Handelsbilanzüberschuss von 422,5 Mrd Dollar
Die vergleichsweise schwachen Dezember-Importe konnten das starke Bild bei den Einfuhren im vergangenen Jahr aber nur etwas trüben. 2017 legten sie um 15,9 Prozent zu. Bei den Ausfuhren betrug das Jahresplus 7,9 Prozent. Da die Importe über das Jahr gesehen stärker als die Exporte gestiegen sind, ging der Handelsbilanzüberschuss um 17 Prozent auf 422,5 Milliarden Dollar zurück.
Überschuss im Handel mit den USA weiter gestiegen
Pikant dabei ist aber, dass der Überschuss im Handel mit den USA im vergangenen Jahr und damit im ersten Jahr der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump um neun Prozent auf 278 Milliarden Dollar gestiegen ist. Trump hatte immer wieder betont, dass ihm die hohen Handelsdefizite der USA ein Dorn im Auge sind und dass er das ändern will.
Wie angespannt die Lage an den Finanzmärkten eingeschätzt wird, zeigten jüngste Kursreaktionen auf eine Kreisemeldung der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach in China über eine Verringerung oder gar einen Stopp der Käufe von US-Staatsanleihen nachgedacht werde. Die Meldung wurde von Peking zwar dementiert, die Kurse amerikanischer Staatsanleihen blieben allerdings auf Wochensicht deutlich unter Druck.
Konjunkturdaten aus China besser als erwartet
Trotz anhaltender Warnungen, dass Chinas Wirtschaft wegen steigender Schulden, Vermögensblasen und einer schwächeren Industrie zunehmend unter Druck gerate, fielen eine ganze Reihe von Konjunkturdaten über das Jahr gesehen besser aus als erwartet. Chinas Ministerpräsident Li Keqiang hatte am Mittwoch in einer Rede gesagt, dass für 2017 unter Strich mit einem Wirtschaftswachstum von rund 6,9 Prozent zu rechnen sei.
China wird am kommenden Donnerstag die offizielle Wachstumszahl veröffentlichen. Sollten sich die Äusserungen von Li Keqiang bestätigen, hätte das Wachstum 2017 etwas angezogen. Im Jahr 2016 hatte die Wachstumsrate 6,7 Prozent betragen. (awp/mc/pg)