Chinas Exportmotor stottert – aber nicht im Handel mit den USA
Peking – Mitten im sich weiter verschärfenden Handelskonflikt mit den USA hat Chinas Exportmotor im August stärker als erwartet geschwächelt. Die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten allerdings steigen weiter an, was US-Präsident Donald Trump alles andere als gefallen dürfte. Der von Trump so stark gescholtene Überschuss des chinesischen Handels mit den Vereinigten Staaten stieg auf den höchsten Stand seit Herbst 2015.
Die Ausfuhren in die USA kletterten im August um 8,4 Prozent zum Vorjahr auf 39,2 Milliarden Dollar, wie der Zoll am Freitag in Peking mitteilte. Die Einfuhren aus den USA stiegen um 18,1 Prozent auf knapp 13 Milliarden Dollar. Die Differenz zwischen beiden Grössen, der Handelsüberschuss mit den USA, erhöhte sich um 4,2 Prozent auf ein Zweijahreshoch von 26,2 Milliarden Dollar. Der Handelsüberschuss mit der Europäischen Union ging dagegen zurück, das Defizit mit Japan weitete sich aus.
Trumps «America First»-Politik
US-Präsident Trump sieht in dem hohen Handelsdefizit der USA mit China, aber auch mit Deutschland, eines der grössten Probleme der amerikanischen Wirtschaft und will diese mit aller Macht reduzieren. Der ökonomische Gedanke dahinter lautet, dass Produkte für den amerikanischen Markt auch von Amerikanern und nicht im Ausland hergestellt werden sollen. So will Trump Arbeitsplätze in den USA sichern beziehungsweise wieder in das Land zurückholen.
Handel kein Nullsummenspiel
Diese Position trifft auf vielfache Kritik von Ökonomen. So sei allgemein bekannt, dass Handel kein Nullsummenspiel, sondern ein für alle beteiligten Länder lohnender Tausch sei. Verwiesen wird darüber hinaus auf die mittlerweile eng verknüpften industriellen Wertschöpfungsketten über die Landesgrenzen hinaus, deren Auflösung mit wirtschaftlichem Schaden einhergehen dürfte.
Grosse Abhängigkeiten
Hervorgehoben wird auch die grosse gegenseitige Abhängigkeit zwischen den USA und China. So ist China knapp hinter Japan der grösste Kreditgeber der USA. Mit diesem Geld finanzieren die USA ihren chronisch hohen Konsum, den sie nicht zuletzt über Importe aus Asien befriedigen. Weil US-Anleihen als eine der sichersten Anlagen der Welt gelten, erfolgt die Finanzierung dieses Konsums auf Pump über längere Zeit betrachtet zu günstigen Zinsen. Ökonomen bezweifeln daher die Sichtweise, dass die USA als Ganzes Verlierer des Handels mit China sind.
Der chinesische Aussenhandel insgesamt präsentierte sich im August eher von seiner schwachen Seite. Die gesamten Ausfuhren Chinas stiegen um 5,5 Prozent auf 199,2 Milliarden Dollar an. Dies ist der geringste Zuwachs seit Februar, als die Daten allerdings auch wegen des Neujahrsfests verzerrt waren. Zudem lag der jüngste Anstieg unter den Erwartungen der Experten.
Importe höher als erwartet
Höher als erwartet fiel dagegen der Anstieg der Importe aus. Sie legten um 13,3 Prozent auf 157,2 Milliarden Dollar zu. Experten hatten mit einem Zuwachs von 10,0 Prozent gerechnet. Auf der Einfuhrseite sorgten vor allem die Importe aus der EU für eine Belebung. Auch die Einfuhren aus den USA zogen erneut deutlich an, wenn auch nicht mehr ganz so stark wie im Juli. Insgesamt lag das Wachstum der Einfuhren aus den USA mit 18,1 Prozent aber deutlich über dem Anstieg der Gesamtexporte. (awp/mc/pg)