Peking – In China deuten die als wichtige Stimmungsindikatoren geltenden Einkaufsmanagerindizes auf eine weitere Erholung der Wirtschaft hin. Im September legte der staatliche Einkaufsmanagerindex für den Industriesektor auf 51,5 (August: 51,0) Punkte zu, wie aus Regierungsdaten vom Mittwoch hervorgeht. Damit zog der bei grossen und staatlichen Betrieben ermittelte Wert stärker an, als Experten erwartet hatten.
Zudem stieg das ebenfalls am Mittwoch veröffentlichte Stimmungsbarometer für den Dienstleistungsbereich um 0,7 Punkte auf 55,9 Zähler und damit auf den höchsten Wert seit vielen Jahren. Hier hatten Volkswirte mit einem leichten Rückgang gerechnet.
Damit signalisieren die staatlichen Einkaufsmanagerindizes weiter eine Expansion in der Industrie und im Dienstleistungsgewerbe. Im Februar war der Einkaufsmanager-Index für die Industrie wegen der Folgen der Corona-Krise bis auf 35,7 Zähler gefallen, konnte sich aber in den Folgemonaten schnell erholen und liegt seit längerem wieder über der sogenannten Expansionsschwelle von 50 Punkten. Über dieser Marke ist von einer Ausweitung der industriellen Tätigkeit auszugehen, darunter von einer Kontraktion. Auch der Dienstleistungsindex war im Februar drastisch eingebrochen, konnte sich dann aber schnell erholen.
Optimismus auch bei kleinen und privaten Unternehmen
Die staatlichen Einkaufsmanagerindikatoren erfassen vor allem die Stimmung in den grossen und von der Regierung dominierten Konzernen. Im Gegensatz dazu spiegelt der vom Wirtschaftsmagazin Caixin ermittelte Index die Stimmung in den eher kleinen und privaten Unternehmen wider. Dieser ging im September leicht auf 53,0 (August: 53,1) Punkte zurück. Hier hatten Volkswirte mit einem unveränderten Wert gerechnet.
VP Bank: Konjunktur läuft «noch keineswegs rund»
Nach Einschätzung des Chefvolkswirten Thomas Gitzel von der VP Bank profitiert Chinas Wirtschaft derzeit von einer «Corona-bedingten Sonderkonjunktur». Gitzel wies darauf hin, dass «satte Rabatte der Autohersteller» den Absatz stützen. Ausserdem profitiere die Exportwirtschaft des Landes nach wie vor von einer enormen Nachfrage nach chinesischer Medizinausrüstung und von Hygieneartikeln.
Bei einer breiten Betrachtung laufe die Konjunktur der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt «noch keineswegs rund», gab Gitzel zu bedenken. Viele chinesische Betriebe und Fabriken seien aufgrund einer schwierigen konjunkturellen Entwicklung in den USA und in Europa unterausgelastet. Das Land sei daher noch ein gutes Stück von einem wirtschaftlichen Normalzustand entfernt, sagte der Chefvolkswirt.
In China war das Bruttoinlandsprodukt wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise im ersten Quartal stark eingebrochen, konnte sich aber bereits im zweiten Quartal wieder deutlich erholen. Unter dem Strich ging die Leistung der Wirtschaft in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr damit um 1,6 Prozent zurück. (awp/mc/pg)