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Peking – Chinas Wirtschaftswachstum zeigt Zeichen der Stabilisierung – doch der Erfolg ist laut Ökonomen teuer erkauft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes legte wie schon im ersten Quartal auch im Zeitraum von April bis Juni um 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu. Das berichtete das Pekinger Statistikamt am Freitag. Zwar übertreffen die jüngsten Zahlen sogar leicht die Erwartungen von Analysten, die im Durchschnitt mit einem Zuwachs von 6,6 Prozent gerechnet hatten. Wirtschaftsexperten zweifelten jedoch die Nachhaltigkeit des Wachstums an.
«Das Ergebnis wurde fast ausschliesslich durch eine rapide Ausweitung von Krediten erreicht», sagte Christopher Balding von der HSBC Business School in Shenzhen.
Rasant steigende Zahl fauler Kredite
Laut Zahlen vom Freitag weitete sich die Kreditvergabe allein im Juni um 104 Milliarden Yuan oder umgerechnet 14 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aus.
Der Ökonom fürchtet, dass vor allem die steigende Schuldenlast der unproduktiven Staatsbetriebe den Geldinstituten des Landes ersthafte Probleme bereiten wird. Wegen der rasant steigenden Zahl fauler Kredite stehe dem Sektor eine «schmerzhafte» Entwicklung bevor, die dazu führen werde, dass Peking Banken helfen müsse.
Häusermarkt stützt
In einer Befragung der Nachrichtenagentur Bloomberg gaben kürzlich neun von 15 Analysten grosser Bankhäuser an, Chinas Regierung werde innerhalb der kommenden zwei Jahre dazu gezwungen sein, die Geldinstitute des Landes zu rekapitalisieren. Die Kosten der gewaltigen Rettungsaktion würde demnach die Schwelle von 500 Milliarden Dollar überschreiten.
Die Zahl der faulen Kredite in Chinas Banken stieg laut Zahlen von Anfang Juli in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 40 Prozent auf rund 210 Milliarden Dollar, oder 1,75 Prozent des gesamten Kreditvolumens.
Analysten sahen immerhin im weiterhin boomenden Häusermarkt eine Stütze für das Wachstum. «In der nahen Zukunft sollte der Immobilienmarkt stabil bleiben. Aber die Industrie und kleine Privatmunternehmen verdienen einfach kein Geld mehr», sagte Ye-Tan, Finanzanalyst beim Staatssender CCTV. «Auch das Defizit der Lokalregierungen wird unter diesen Umständen weiter steigen.»
Schwache Daten sorgen für Ernüchterung
Nach einer Stabilisierung im Frühjahr sorgte zuletzt eine ganze Reihe schwächere Daten erneut für Ernüchterung in Chinas Wirtschaft. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) des Wirtschaftsmagazins «Caixin» für das herstellende Gewerbe fiel so im Juni so schnell wie seit vier Monaten nicht mehr auf 48,6 Punkte. Es war mit einem Minus von 0,6 Punkten gegenüber dem Vormonat der dritte monatliche Rückgang in Folge.
Unterhalb der kritischen Grenze von 50 ist beim Einkaufsmanagerindex von einem Rückgang der Produktionstätigkeit auszugehen, darüber von einer Expansion.
Auch der Aussenhandel der zweitgrössten Volkswirtschaft hat sich zuletzt durchwachsen entwickelt. Zwar stiegen in der Landeswährung Renminbi berechneten Ausfuhren den vierten Monat in Folge, wie aus Regierungszahlen vom Mittwoch hervorgeht. In Dollar gerechnet fielen die Exporte aber weiter zurück. Die Einfuhren, ein Indikator für die Stärke der Binnenwirtschaft, entwickelten sich schwach. (awp/mc/pg)