Hochgeschwindigkeitszug des chinesischen Herstellers China CNR.
Peking – Jetzt stehen sie sich nicht mehr gegenseitig im Weg. Mit einer Mega-Fusion bündeln die beiden grössten chinesischen Zugbauer CNR und CSR ihre Kräfte zum weltgrössten Bahnhersteller, der Siemens und Co. die Stirn bieten soll. Der Gigant aus dem Reich der Mitte bietet nicht nur kostengünstige Technik, sondern liefert mit Hilfe des Staates auch die nötigen Finanzierungspakete dazu.
Zuletzt hatte Chinas Regierungschef Li Keqiang beim Gipfel der ost- und südosteuropäischen Länder Mitte Dezember in Belgrad für die chinesische Eisenbahn geworben – wie zuvor schon bei anderen Auslandsreisen. Überall stehen Kredite bereit. Auch in Südostasien, Afrika und Lateinamerika ist die chinesische Bahnindustrie aktiv.
Eisenbahnverbindungen mit chinesischer Technik, Finanzierung und Ingenieurskunst sind wichtige Elemente der neuen chinesischen Gelddiplomatie, mit Milliardenkrediten im Ausland neue Infrastrukturvorhaben oder Wirtschaftskorridore wie die «neue Seidenstrasse» von China nach Europa voranzubringen.
Neue Märkte erschliessen
Die Fusion der beiden Zugbauer ist ein weiterer Schritt in dieser Strategie, mit der China neue Märkte erschliessen will. Die beiden chinesischen Staatsunternehmen hatten sich international einen ruinösen Wettbewerb geliefert – so etwa bei der Bewerbung um Grossprojekte in der Türkei oder in Argentinien.
«Die neue Gruppe wird einen klaren Vorteil über ihre globalen Rivalen haben, indem sie in der Lage ist, den technologischen Vorsprung, das menschliche Kapital und die Produktionskapazität zu optimieren», sagte Wang Mengshu von Chinas Akademie für Ingenieurwesen der Zeitung «China Daily».
Der heimische Markt wächst nicht mehr so schnell. Die Kapazitäten sind gross. Da müssen neue Märkte gefunden werden. Ein Milliardendeal in Mexiko platze im November wegen mangelnder Transparenz bei der Ausschreibung.
Doch gewann CNR im Oktober in Boston einen 567 Mio. US-Dollar-Vertrag für die örtliche U-Bahn – der erste für einen chinesischen Hersteller in den USA. Chinas Eisenbahner wollen auch die Züge für das grosse Hochgeschwindigkeitsnetz liefern, das der Bundesstaat Kalifornien über 1287 Kilometer ins Auge gefasst hat.
Auch Finanzierung angeboten
China will ferner Brasilien und Peru bei ihrem ehrgeizigen Projekt helfen, eine 4500 Kilometer lange Verbindung vom Pazifik zum Atlantik zu bauen. Chinesische Staatsbanken und milliardenschwere Infrastrukturfonds können für solche Vorhaben nötige Finanzierungen anbieten.
Denkbar wären künftig auch Kredite der Entwicklungsbank der Brics-Staaten, die China zusammen mit Brasilien, Russland, Indien und Südafrika gegründet hat, oder von der neuen Asiatischen Infrastrukturbank (AIIB), die sich auch auf Chinas Milliarden stützt.
Um global erfolgreich zu sein, müssen grosse Konzerne her. «Während Chinas Wirtschaft in eine «neue Normalität» eintritt, ist die Zentralregierung stark daran interessiert, grössere internationale Marken aus ihren fortschrittlichen Industrien wie Bahnausrüstung und Kommunikation zu schaffen, um ein qualitativ gutes Wachstum zu sichern», sagte Zhang Ji von der Auslandsabteilung des Handelsministeriums der «China Daily» mit Blick auf das gebremste Wirtschaftswachstum und den gewünschten Strukturwandel.
Fusion von Flugzeugbauern
Um weltweite Marktgrössen zu schaffen, schaut sich Chinas Führung auch in anderen Industrien wie der Luftfahrt um. Nach dem Vorbild der Bahnfusion gibt es Diskussionen über einen Zusammenschluss der beiden grossen staatlichen Flugzeughersteller Avic und Comac, wie eine chinesische Quelle der Deutschen Presse-Agentur in Peking berichtete.
Comac baut mit erheblicher Verzögerung und hohen Investitionen an einem Regionaljet und einem grösseren Passagierflugzeug, um Airbus und Boeing Konkurrenz zu machen. «Die Regierung verliert die Geduld», sagte die Person, die mit den internen Beratungen vertraut ist. Avic sei gebeten worden, Comac zu übernehmen. «Eine Fusion soll die Effizienz erhöhen und einen schlagkräftigen Konzern schaffen.» (awp/mc/upd/ps)