«Ciao Papa» – Welt nimmt Abschied von Franziskus

Rom – Die Welt hat Abschied von Papst Franziskus genommen. Der gebürtige Argentinier, der mehr als zwölf Jahre lang die katholische Kirche geführt hatte, liegt nun in seiner Lieblingsbasilika in Rom begraben, der Marienkirche Santa Maria Maggiore. Auf seinem schlichten Grab steht nur sein lateinischer Name: Franciscus. Mehr nicht.
Zuvor hatte es auf dem Petersplatz mit Staatsgästen aus aller Welt und einer Viertelmillion weiteren Teilnehmern eine bewegende Trauerfeier gegeben. Am Ende wurde der Sarg noch einmal leicht aufgerichtet: Der Pontifex sollte nach liturgischem Ritus ein letztes Mal auf seine Stadt blicken können. Dazu gab es viel Applaus – und auch manche Träne. «Ciao Papa», riefen einige – auf Italienisch heisst papa auch Papst.
400.000 Menschen in Rom auf den Beinen
Den anschliessenden Trauerzug über sechs Kilometer durch die Strassen von Rom verfolgten rund 150.000 Menschen. Leute drängten sich an den Bürgersteigen und den Fenstern neben der Strasse. So etwas hatte die italienische Hauptstadt seit mehr als einem Jahrhundert nicht mehr gesehen.
Kardinal Giovanni Battista Re, der das etwas mehr als zwei Stunden lange Requiem auf dem Petersplatz leitete, predigte: «Er hat die Herzen berührt.» Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier führte die deutsche Trauerdelegation an und nannte Franziskus einen Mann der Barmherzigkeit, der dies auch selbst vorgelebt habe.
Neben der Polit-Prominenz, Monarchen, mehr als 200 Kardinälen und gut 4.000 anderen Geistlichen versammelten sich rund 250.000 Menschen dicht gedrängt auf dem Vorplatz der mächtigen Basilika und in den umliegenden Strassen. Bereits vor Beginn der Messe war er voll. Die ersten Trauergäste wurden gegen 5.30 Uhr auf den Petersplatz gelassen.
Subtiler Appell in Predigt an Trump und Co.
Als einen Papst mit «grosser menschlicher Wärme und zutiefst empfindsam» beschrieb Kardinal Re den Verstorbenen. Der Kirchenmann erzählte vom Wirken Franziskus›, von dessen Einsatz für die Armen und Schwachen, für den Frieden sowie gegen Ungerechtigkeit und Krieg.
Dies konnte als subtiler Appell verstanden werden in Richtung der Mächtigen dieser Welt. Einige von ihnen waren auf dem Petersplatz bei dem Requiem dabei, etwa US-Präsident Donald Trump, der in der ersten Reihe ganz in der Nähe von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sass.
Ein paar Plätze weiter nahm der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Platz, dessen Land sich seit mehr als drei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg verteidigt. Trump und Selenskyj trafen sich im Petersdom, ganz in der Nähe des Sarges, auch zu einem kurzen Gespräch.
Ausnahmezustand in Rom
Die hunderten Politiker aus mehr als 160 Delegationen sorgten in Rom für einen Ausnahmezustand. Vor allem wegen Trump, der am späten Freitagabend mit seiner Frau Melania in der Air Force One auf dem Flughafen Fiumicino landete, herrschten extreme Sicherheitsvorkehrungen. Direkt nach dem Ende der Trauerfeier eilten Trump und seine Leute zum Flughafen und reisten ab.
Etliche Strassen waren gesperrt. Rund 10.000 Einsatzkräfte wurden aufgeboten, um einen reibungslosen Ablauf der Grossveranstaltung zu gewährleisten. Über der Stadt kreisten Helikopter. Das gesamte Gebiet rund um den Vatikan wurde strengstens bewacht. Scharfschützen, Hundestaffeln, Patrouillen auf dem Fluss Tiber, Polizisten und Soldaten mit Anti-Drohnen-Technologie und andere Spezialeinheiten waren im Einsatz. Das italienische Heer war zudem mit Kampfjets in Bereitschaft.
Die vielen Staatsgäste nahmen seitlich des Altars Platz. Ganz vorn sass Präsident Javier Milei aus Franziskus› Heimatland Argentinien. Daneben waren die Italiener mit Präsident Sergio Mattarella und Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Aus Deutschland waren unter anderem Steinmeier und der geschäftsführende Kanzler Olaf Scholz angereist. Viele internationale Politiker nutzten die Trauerfeier dafür, um – zumindest kurz – miteinander zu sprechen.
Hunderttausende Menschen wohnen Messe bei
Dem Requiem wohnte bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen eine Schar an Menschen bei. Als der Petersplatz voll war, reihten sich die Leute auch in der zum Dom führenden Via della Conciliazione auf. Auf der etwa 500 Meter langen Prachtstrasse und bis hin zur Engelsburg am Tiber verfolgten sie über riesige Monitore die Trauerfeier. An mehreren Orten der Stadt waren Leinwände aufgebaut.
Sehr viele eigens eingesetzte Sanitäter sorgten dafür, dass Menschen geholfen wurde, die zu lange in der Sonne standen oder denen schlecht wurde.
Trauerzug durch Rom mit Sarg im Papamobil
Danach wurde der Sarg des Papstes auf ein offenes Papamobil gelegt, das Franziskus auf seine letzte irdische Reise brachte. Auf den abgesperrten Strassen fuhr der Konvoi zunächst über den Tiber, dann durch das historische Zentrum Roms, über die Piazza Venezia, vorbei am Forum Romanum und dem wohl bekanntesten Wahrzeichen der Stadt, dem Kolosseum.
Einen solchen Trauerzug hat auch die Ewige Stadt schon lange nicht mehr gesehen. Als erster Papst seit mehr als 120 Jahren wird Franziskus nicht im Petersdom in den vatikanischen Grotten begraben, wie noch seine Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Nur sieben seiner Vorgänger liegen in Santa Maria Maggiore, zuletzt wurde Clemens IX. dort beigesetzt – im Jahr 1669.
Letzte Ruhestätte ausserhalb des Vatikans
Bei der Ankunft an der Kirche Santa Maria Maggiore brach Applaus unter den versammelten Menschen aus. Die Beisetzung fand in verhältnismässig kleinem und nicht-öffentlichem Rahmen statt: mit Kardinälen, aber auch mit Franziskus› engen Mitarbeitern und seinem persönlichen Krankenpfleger.
Auf Wunsch des Papstes waren auch einige Arme und Obdachlose dabei, die sich von Franziskus verabschieden konnten. Sie warteten auf den Stufen zur Basilika mit weissen Rosen auf den Sarg. Der Pontifex, der am 17. Dezember 1936 als Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires geboren wurde, hatte sich stets für die Abgehängten und Ausgestossenen eingesetzt.
In einem Schriftstück, das nach katholischem Ritus in seinen Sarg gelegt wurde, steht: «Franziskus hinterliess allen ein bewundernswertes Zeugnis der Menschlichkeit, der heiligen Lebensführung und der universalen Vaterschaft.» (awp/mc/ps)