Citigroup: Arabische Staaten gehen uneinheitlich aus der Krise

Citigroup: Arabische Staaten gehen uneinheitlich aus der Krise

Dr. Farouk Soussa, Chefökonom Middle East bei Citigroup in Dubai.

von Gérard Al-Fil

Höhere Staats- und Sozialausgaben, wie sie die meisten arabischen Regierungen als Antwort auf Proteste und zivilen Ungehorsam verabschiedet haben, sind nicht immer hilfreich für die Volkswirtschaft. Zu diesem Schluss kommt Farouk Soussa, der Chief Economist Middle East bei Citigroup in Dubai.

Humankapital und Infrastruktur entscheidend
Laut Soussa werden die Ölexporteure, also primär die Golfstaaten, von ihren veranschlagten Mehrausgaben profitieren, Ölimporteure wie Syrien, Libanon, Jordanien und Ägypten würden dagegen durch steigende Staatsausgaben steigende Zinsen auslösen und so private Ersparnisse und Investitionen verdrängen. Soussa bedient sich in seiner Argumentation dem neoklassischen Wirtschaftsmodell, wonach sich nationale Ersparnisse und Investitionen aus dem In- und Ausland stets gleichen. In der Praxis litten die meisten arabischen Staaten jedoch an einer ineffizienten Verteilung sozial orientierter Ausgaben.

Mehr Effizienz, bitte!
Der Ausweg aus dem Dilemma sind laut Soussa Investitionen in Humankapital und in die Infrastruktur. «Es bringt wenig, wenn der Staat Brot für alle – auch für Spitzenverdiener – subventioniert, Niedriglöhnern jedoch keine öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung stehen, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Dies drückt auf die Produktivität und sorgt für sozialen Frust.» Unter fehlenden Verkehrsanbindungen leiden selbst die wohlhabenden Golfstaaten. Nur ein Handvoll Schienennetze finden sich auf der gesamten arabischen Halbinsel, wie etwa die Dubai Metro oder Saudiarabiens Eisenbahnstrecke zwischen Dammam am Persischen Golf und der Hauptstadt Riad.


Junge Saudis in Riad: Firmen müssen die Mehrheit ihrer Arbeitsplätze an Einheimische vergeben.

Golfstaaten stellen sich selbst ein Bein
Saudi-König Abdullah hat nach sporadischen Protesten im Frühjahr 130 Mrd. Mehrausgaben für Schulen, Spitäler und Jobs für junge Saudis budgetiert. «Dies sind genau die richtigen Massnahmen,» sagt Soussa, «ineffektiv dagegen sind pauschale Gehaltserhöhungen für Staatsbedienstete, denn nicht die Arbeitsplatzbesitzer sollen ohne jede Mehrleistung belohnt werden, sondern Arbeitsplatzsuchenden muss eine Perspektive geboten werden.» Kritisch ist der Ägypter Soussa den Arabisierungsprogrammen am Golf eingestellt. «Die Tendenz, ausländische Spezialisten per Gesetz systematisch durch Einheimische zu ersetzen führt zu Produktivitätsverlusten bei privaten Unternehmen und damit zu Wettbewerbsnachteilen gegenüber der ausländischen Konkurrenz.»

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