Conti-CEO Elmar Degenhart.
Frankfurt am Main – Der Automobilzulieferer und Reifenhersteller Continental hat sich für 2011 ein ambitioniertes Wachstumsziel gesetzt. Nach einem Rekordumsatz im vergangenen Jahr sollen die Erlöse nun um weitere zehn Prozent auf mehr als 28,5 Milliarden Euro zulegen, sagte Continental-Chef Elmar Degenhart am Donnerstag bei der Bilanz-Pressekonferenz in Frankfurt.
Wegen der weltweit stark gestiegenen Autonachfrage verbuchte Conti nach dem krisenbedingt schwachen Vorjahr 2010 einen Umsatzanstieg um knapp 30 Prozent auf 26 Milliarden Euro. Damit korrigierten die Hannoveraner die Erlöse zu den im Januar vorgelegten vorläufigen Zahlen noch einmal etwas nach oben.
Rückkehr in Gewinnzone
Unter dem Strich blieben für die Anteilseigner 576 Millionen Euro. Im Vorjahr wurde noch ein Verlust von mehr als 1,6 Milliarden Euro ausgewiesen. Operativ verdiente Conti 1,9 Milliarden Euro. Auf bereinigter Basis betrug das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) 2,5 Milliarden Euro. Damit verbesserte sich die bereinigte EBIT-Marge deutlich auf 9,7 Prozent. Im vierten Quartal lag die Kennziffer gar bei 10,5 Prozent. Conti bereinigt die Zahlen unter anderem um Abschreibungen auf den Firmenwert der von Siemens zugekauften Sparte VDO.
Aktienkurs sinkt
An der Börse büssten die Papiere im MDax rund 1,5 Prozent an Wert ein. Vor allem ein Pressebericht über einen möglichen Anteilsverkauf des Grossaktionärs Schaeffler belastete. Conti-Chef Degenhart wollte den Bericht der «Financial Times Deutschland» vom Donnerstag nicht kommentieren. Das Blatt schreibt mit Berufung auf Verhandlungskreise, Schaeffler wolle sich noch im März von einem Aktienpaket trennen, aber mit mehr als 50 Prozent die Mehrheit behalten. Derzeit hält das Herzogenauracher Familienunternehmen gut 42 Prozent direkt an Conti, weitere 33 Prozent sind bei zwei Banken geparkt.
Conti und Schaeffler arbeiten nicht an Fusion
Degenhart sagte, derzeit werde nicht an einer Fusion mit Schaeffler gearbeitet. Die Zusammenarbeit verlaufe konstruktiv. Händler stuften die Zahlen besser als erwartet ein. Dass die Anteilseigner keine Dividende erhalten sollen, sei keine Überraschung. Conti hatte schon vor rund einem Jahr angekündigt, dass die Aktionäre 2010 wie auch im Vorjahr leer ausgehen würden. Ob im laufenden Jahr wieder eine Dividende ausgeschüttet werde, wollte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer nicht sagen: «Es ist zu früh, um für 2011 eine Aussage zur Dividende zu machen.»
Gegenwind durch Rohstoffkosten
In diesem Jahr fürchtet der Konzern vor allem Gegenwind durch steigende Kautschukpreise. Das Unternehmen stellt sich auf Zusatzbelastungen von brutto 700 Millionen Euro ein. Trotzdem soll die bereinigte EBIT-Marge bei 9,7 Prozent gehalten werden. «Natürlich kommen wir um Preiserhöhungen im Markt nicht umhin», sagte Degenhart. Die Fabriken sollen effizienter arbeiten. Zudem sollen Marktanteile gewonnen werden. Besonders der Anteil hochpreisiger Reifen, mit denen höhere Margen erzielt werden, soll steigen. Das Conti-Management sieht beim steigenden Kautschukpreis eher Spekulanten am Werk als eine tatsächliche Knappheit des Rohstoffs.
Schuldenstand von 8,9 auf 7,3 Milliarden Euro gesenkt
Der nächste wichtige Schritt sei den 2012 fälligen Kredit über 6,5 Milliarden Euro neu zu verhandeln. Finanzvorstand Schäfer zeigte sich zuversichtlich, die Verhandlungen mit den Banken bald abzuschliessen. Conti ist wegen der fremdfinanzierten Übernahme der früheren Siemens-Sparte VDO verschuldet. Im vergangenen Jahr konnte der Schuldenstand von 8,9 auf 7,3 Milliarden Euro gesenkt werden. Im laufenden Jahr sollen die Nettofinanzschulden noch einmal um 500 Millionen Euro sinken. Das für Kreditvereinbarungen relevante Verhältnis von Nettofinanzverschuldung zu Eigenkapital (Gearing Ratio) werde sich damit im Jahresverlauf voraussichtlich weiter verbessern, sagte Schäfer.
Mehr Geld für Investitionen
Um zukunftsfähig zu bleiben, will der Konzern in diesem Jahr 1,6 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgeben, hinzu kommen Investitionen von rund 1,5 Milliarden Euro. Dieses Geld fliesst in erster Linie in den Ausbau und Aufbau von Werken vornehmlich in den Wachstumsregionen. Weltweit kündigte der Konzern mehr als 5.000 Einstellungen im laufenden Jahr an, die Mehrzahl davon im Ausland. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Mitarbeiter um 13.794 Personen auf 148.228. Auch in Sachen Frauenförderung hat Conti Ziele gesetzt: Bis 2015 soll der Anteil weiblicher Führungskräfte ab der Ebene der Abteilungsleitung von derzeit acht Prozent verdoppelt werden. (awp/mc/ps)