Corona-Welle mit vielen Toten: China erlaubt Covid-Medizin Lagevrio
Peking – In der massiven Corona-Welle in China haben die chinesischen Behörden den Einsatz des Medikaments Lagevrio (Molnupiravir) des amerikanischen Herstellers Merck & Co erlaubt. Über die Notzulassung, die an Auflagen gebunden ist, berichtete die chinesische Arzneimittelaufsicht am Freitag auf ihrer Webseite.
Mit dem Medikament könnten Patienten mit zunächst leichten Symptomen behandelt werden, die Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf haben, wie schwere Krankheiten, hohes Alter, Übergewicht, Diabetes, Herz- oder Lungenkrankheiten oder Krebs hätten, teilte die Behörde mit. Im Februar war bereits das Medikament Paxlovid von Pfizer erlaubt worden.
Überlastete Spitäler und Krematorien
Das bevölkerungsreichste Land der Erde erlebt gerade eine riesige Corona-Welle, der besonders Menschen im hohen Alter oder mit Vorerkrankungen zum Opfer fallen. Krankenhäuser sind überlastet, Krematorien können die Leichen nicht schnell genug einäschern.
Nach westlichen Schätzungen könnten schon Zehntausende ums Leben gekommen sein. Doch wird in China nach einer sehr engen Definition nur jemand als Corona-Toter gezählt, der nach einer Infektion an Lungenentzündung oder Versagen der Atemwege gestorben ist.
Abruptes Ende der Null-Covid-Politik
Nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne hatte China am 7. Dezember abrupt ein Ende seiner Null-Covid-Politik verkündet. Die Kehrtwende wurde damit begründet, dass die Infektionen mit den neuen Omikron-Varianten nicht mehr so schwer verliefen.
Experten sahen den Grund allerdings vor allem darin, dass die strikten Massnahmen mit der explosionsartigen Ausbreitung nicht mehr Schritt halten konnten. Auch belasteten die Beschränkungen die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt zunehmend.
Täglich bis zu 9000 Todesopfer
Nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen haben sich allein in den ersten drei Dezemberwochen 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung mit Corona infiziert. Nach Berechnungen des in London ansässigen Forschungsunternehmens Airfinity infizieren sich gerade täglich 1,8 Millionen Menschen neu, während etwa 9000 sterben. Bis Ende April könnte die Zahl der Corona-Toten den Berechnungen zufolge auf 1,7 Millionen anwachsen. Offizielle Zahlen veröffentlichen die chinesischen Behörden nicht mehr.
Auch Spanien kündigt Corona-Testpflicht für Reisende aus China an
Angesichts der rasant steigenden Corona-Zahlen in China will auch Spanien von Reisenden aus der Volksrepublik bei der Einreise einen Corona-Test oder eine vollständige Impfung verlangen. Das kündigte Gesundheitsministerin Carolina Darias bei einer Pressekonferenz am Freitagmorgen an. Ein genaues Datum, ab wann die Beschränkungen gelten, nannte die Ministerin zunächst nicht. Mehrere Länder, darunter die USA und Italien, haben bereits Einreise-Beschränkungen eingeführt oder angekündigt.
Auch die EU erwägt weitere Massnahmen. Beratungen dazu fanden am Donnerstag auf EU-Ebene statt. Anschliessend rief EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides die Staaten zunächst dazu auf, ihre nationalen Überwachungsmassnahmen des Virus zu überprüfen und gegebenenfalls wieder hochzufahren.
Südkorea verschärft Kontrollen für Einreisende aus China
In Südkorea müssen sich ab Montag alle Menschen, die aus China eintreffen, innerhalb eines Tages nach der Einreise einem PCR-Test unterziehen, kündigte die Regierung in Seoul am Freitag an. Zudem müssten ab nächstem Donnerstag alle, die aus China anreisen wollen, einen negativen Corona-Test vorweisen können. (awp/mc/pg)