Zürich – Wie die neueste Ausgabe des Credit Suisse Jugendbarometers zeigt, lösen die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Berufsleben auch bei Jugendlichen Verunsicherung aus. Dies ist im Ausland besonders ausgeprägt, wohl weil in der Schweiz das duale Bildungssystem eine gewisse Sicherheit bietet, die in anderen Ländern meist fehlt. Weiter zeigt das Jugendbarometer, dass die Altersvorsorge die grösste Hauptsorge der Schweizer Jugendlichen ist, während Fragen rund um Ausländer, Zuwanderung und Flüchtlinge gegenüber der letzten Umfrage deutlich an Relevanz verloren haben. So wird das Zusammenleben zwischen Jugendlichen und jungen AusländerInnen in der Schweiz als immer harmonischer beurteilt.
In den vergangenen Jahren zeichneten die Resultate des Credit Suisse Jugendbarometers das Bild einer Generation «Digital», die auf die technologischen Veränderungen und Trends grundsätzlich sehr offen und flexibel reagierte. Die diesjährige Umfrage zeigt aber, dass die Jugendlichen die Veränderungen am Arbeitsmarkt – ausgelöst durch die Digitalisierung – auch als Herausforderung, ja teilweise sogar als Bedrohung wahrnehmen. Besonders die befragten Jugendlichen in den USA, Brasilien und Singapur befürchten, dass sie wegen des technologischen Fortschritts künftig keine Stelle mehr haben oder finden werden. Die Schweiz bleibt dabei aber ein Sonderfall: Während sich die 16- bis 25-Jährigen hierzulande durchaus auch mit solchen Fragen auseinandersetzen, befürchten lediglich 34 % (USA: 79 %), dass ihr Job verschwindet.
Trotz Verunsicherung sind die Jugendlichen aber keineswegs orientierungslos, so die Ergebnisse des Credit Suisse Jugendbarometers 2018: Sie möchten sich ständig weiterbilden und sind bereit, Risiken einzugehen. So ist das Unternehmertun – das Gründen einer eigenen Firma – denn auch sehr beliebt. Die Schweizer Jugend zeigt sich allerdings weniger unternehmerisch als ihre Peers in den USA, Brasilien oder Singapur. Während die IT-/Techbranche mit ihrer Start-up-Kultur als beliebtester Arbeitssektor in den USA, Brasilien und Singapur gilt, unterscheiden sich die Präferenzen der Schweizer Jugendlichen auch hier: sie arbeiten lieber im Bildungswesen (56 %), in den Medien (53 %), im Tourismus (50 %) oder der Verwaltung (47 %).
Lukas Golder, Co-Leiter des Forschungsinstituts gfs.bern, welches das Credit Suisse Jugendbarometer seit 2010 erhebt: «In der Schweiz haben wir eine hohe gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Bereitschaft für den technologischen Wandel. Die Durchlässigkeit des schweizerischen Bildungssystems ermöglicht das lebenslange Lernen und Adaptieren an die sich verändernden Anforderungen – dies macht es einfacher für die Jugendlichen, mit den schnellen Veränderungen vergleichsweise entspannt umzugehen. Die guten Berufsaussichten führen aber auch dazu, dass die Attraktivität der Selbständigkeit weniger ausgeprägt ist.»
Altersvorsorge bereitet bereits der Jugend Sorgen, aber nur in der Schweiz
In der Schweiz gilt bei den Jugendlichen die AHV neu als Hauptsorge. Somit setzt sich der Trend aus der letztjährigen Ausgabe des Credit Suisse Sorgenbarometers auch klar bei den Jugendlichen fort. Manuel Rybach, Leiter Public Affairs and Policy bei der Credit Suisse: «Bedenkt man, dass die befragten Jugendlichen erst in ungefähr 40 bis 50 Jahren pensioniert werden, so verweist die neue Hauptsorge auf eine bemerkenswerte Weitsicht jüngerer Generationen. Die Abstimmung über die Altersvorsorge beziehungsweise die Debatte darüber scheint die Problematik verstärkt ins Bewusstsein der Jugendlichen gerufen zu haben. Die neue Hauptsorge ist somit wohl auch Ausdruck dafür, dass die Jugendlichen von der Politik nun dringend Lösungen erwarten.»
Die grössten Sorgen der Jugendlichen in den anderen Ländern sind Arbeitslosigkeit (USA und Singapur) und Korruption (Brasilien). Die Altersvorsorge schafft es in keinem der untersuchten Länder ausserhalb der Schweiz in die Top 10.
Die Themen Zuwanderung und Asylfragen nimmt die Schweizer Jugend gegenüber der letzten Umfrage als bedeutend weniger wichtiges Problem wahr. Seit 2010 beschreiben die Schweizer Jugendlichen zudem das Verhältnis zu jungen Ausländern als immer harmonischer. Vor acht Jahren waren dies lediglich 11 %, heute sind es 33 %. In den USA gibt es eine leichte Tendenz in dieselbe Richtung. Solidarität kennzeichnet die Millennials denn auch zunehmend. Die Gleichstellung von Frau und Mann beispielsweise scheint die Jugendlichen in allen Ländern zu beschäftigen.
Gesellschaftliche Veränderungen innerhalb der Gruppe der Millennials einzig auf die Digitalisierung zurückzuführen, wäre falsch. Es zeichnet sich auch ein neues Wertebild ab, was wiederum neue Organisations- und Wirtschaftsformen fördert. Unter dem Motto «Teilen statt Besitzen» hat sich die Sharing Economy in den letzten Jahren rasant verbreitet. Dienste und Plattformen wie Airbnb und Car-Sharing-Angebote sind auch bei den Jugendlichen beliebt. Rund die Hälfte der Befragten hat bereits davon Gebrauch gemacht. In wirtschaftlich angespannten Zeiten spart Teilen zum einen Geld und es können Dinge gekauft werden, die die Jugendlichen sich ansonsten nicht leisten könnten. Auch zunehmender Wohlstand wird nicht mehr als selbstverständlich erachtet: 73 % der Schweizer Jugendlichen geben an, bereits zufrieden zu sein, wenn sie ein gleich gutes Leben wie ihre Eltern führen können. Zum anderen zeigt das Credit Suisse Jugendbarometer, dass den Millennials ein nachhaltiger Umgang mit vorhanden Ressourcen am Herzen liegt.
So gilt die Klimaerwärmung bei Schweizer Jugendlichen als wichtiges Problem. Ausserdem sollte die Sharing Economy gemäss den befragten Jugendlichen in den vier Ländern wie andere Wirtschaftssektoren reguliert werden. Trotz der Popularität der Sharing-Plattformen ist jedoch klar: Wertvolle Dinge möchten die Jugendlichen für sich alleine haben.
Überblick: Die 10 wichtigsten Erkenntnisse des Credit Suisse Jugendbarometers 2018
- Zuversichtliche Jugend – doch Digitalisierung führt zu Verunsicherung: Drei von vier Jugendlichen in den USA, Brasilien und Singapur befürchten, dass es ihren Beruf aufgrund des sich verändernden Arbeitsmarktes in Zukunft nicht mehr brauchen wird. Sie fühlen sich durch die von der Digitalisierung getriebenen Veränderungen überfordert. In der Schweiz fürchten lediglich 34 %, dass ihr Job verschwinden wird. Dennoch: Im Vergleich zu 2016 blicken die Jugendlichen mit etwas mehr Zuversicht in die Zukunft. Weniger als 15 % der Befragten in Singapur und Brasilien sowie weniger als 10 % in den USA und der Schweiz sehen ihre Zukunft eher düster.
- Topsorge Altersvorsorge: In der Schweiz gilt bei den Jugendlichen die Altersvorsorge und Fragen rund um die AHV neu als Hauptsorge. Gleichzeitig hat die Ausländer- und Flüchtlings-Thematik an Wichtigkeit verloren und das Zusammenleben zwischen Jugendlichen und jungen AusländerInnen wird in der Schweiz als immer harmonischer beurteilt (2010: 11 %, 2018: 33 %).
- Lieber in der Verwaltung als in der IT-Branche arbeiten: Die IT-/Techbranche gilt – ausser in der Schweiz (43 %) – mit Abstand als beliebtester Arbeitssektor (USA: 75 %; Brasilien: 72 %; Singapur: 75%). Die Schweizer Jugendlichen arbeiten hingegen lieber im Bildungswesen (56 %), in den Medien (53%), im Tourismus (50 %) oder der Verwaltung (47 %).
- Aufgehende Informationsschere: Die Digitalisierung wirkt sich nicht nur auf die Art und Weise respektive Häufigkeit aus, wie die Jugendlichen News konsumieren, sondern schafft an sich ganz neue Themen. Die digitale Verbreitung von Fake News wird von relevanten Anteilen junger Menschen in allen vier befragten Ländern als eines von fünf der wichtigsten Probleme des Landes angesehen. Auffällig ist: Die Informationsschere scheint immer weiter aufzugehen. Während sich mehr Jugendliche mehrmals täglich über das Tagesgeschehen informieren, nimmt die Zahl derjenigen, die sich gar nie oder selten informieren, seit den letzten Jahren in der Schweiz und in Brasilien erheblich zu. Weder klassische noch neue Medienkanäle füllen diese Lücke der „News-Deprivierten“.
- Sharing Economy und Nachhaltigkeit: Die Sharing Economy ist bei den Jugendlichen sehr beliebt, rund die Hälfte der befragten Jugendlichen hat solche Plattformen bereits einmal benutzt. Hierfür gibt es ökonomische Gründe wie das Sparen von Geld, aber auch ideologische, ist doch ein nachhaltiger Umgang mit vorhanden Ressourcen ein wichtiges Anliegen der Millennials. Trotz grundsätzlicher Offenheit sehen die Millennials auch gewisse Einschränkungen: Sharing-Plattformen sollen reguliert sein wie andere Wirtschaftssektoren auch – und Dinge, die einem lieb und wertvoll sind, will eine Mehrheit doch weiterhin für sich alleine haben.
- Sparen liegt weiterhin im Trend: Ungefähr ein Viertel der befragten Jugendlichen würde einen grösseren geschenkten Geldbetrag aufs Sparkonto legen (in der Schweiz sind es am meisten). Weitere rund 10 % des Geldes würden für schwierige Zeiten zurückgelegt werden. Eine grosse Mehrheit möchte ein Eigenheim. Rund die Hälfte der Jugendlichen (USA 59 %, Brasilien 46 %, Singapur 48 %), die finanzielle Verpflichtungen wie Hypotheken haben, empfinden diese als belastend. In der Schweiz sind es 39 %.
- Zunehmende Individualisierung: Seit 2015 nimmt das Zugehörigkeitsgefühl der Millennials zu einzelnen sozialen Einheiten in der Schweiz mit wenigen Ausnahmen ab. Am meisten fühlt man sich dem Freundeskreis oder der Familie zugehörig, am wenigsten einer Religionsgemeinschaft oder einer Online-Community. Dieses sinkende Zugehörigkeitsgefühl zu einzelnen sozialen Einheiten ist auch in Brasilien und vereinzelt in den USA über die Jahre hinweg zu beobachten.
- Erste Unterschiede zwischen Generation Y und Z: In der Schweiz verwenden die Jugendlichen immer mehr Kommunikationstechnologien wie WhatsApp, YouTube, Streaming-Dienste, Instagram und Snapchat (ein ähnliches Bild zeigt sich in den anderen Ländern). Der Fernseh- und der Facebook-Konsum ist in der Schweiz rückläufig, beide werden aber in den USA, Singapur und Brasilien wieder häufiger verwendet. Es zeichnet sich auch klar ab, dass Generation Y (geboren zwischen 1980 und 2000) und Generation Z (geboren ab 2000) unterschiedliche Plattformen bevorzugen: Twitter, Facebook und Internet im Allgemeinen versus Instagram/ Snapchat/ WhatsApp/ YouTube.
- Politisches Engagement international wieder zunehmend „in“: Zwar ist das Interesse an institutioneller Politik mitzuwirken, etwa im Rahmen einer Partei, weiterhin gering. Politisches Engagement an sich ist international allerdings wieder zunehmend „in“. Mehr als doppelt so viele Jugendliche wie noch 2016 sind beispielsweise in den USA bereit, an einer Demonstration teilzunehmen. Die Gleichstellung von Mann und Frau scheint in den USA, Brasilien und Singapur ein wichtiges Thema zu sein, zunehmend wichtiger wird sie auch in der Schweiz.
- In & Out: Die Liste derjenigen Dinge, die als „in“ bezeichnet werden, ist klar von der Digitalisierung geprägt. Unter den Top 10 in der Schweiz befinden sich unter anderem das Smartphone, WhatsApp, YouTube, Spotify, aber auch der öffentliche Verkehr. Facebook gehört in der Schweiz und den USA nicht mehr dazu. In den USA ist Fernsehen gefolgt von Smartphone und YouTube am beliebtesten, in Brasilien und Singapur Chatplattformen wie WhatsApp oder WeChat.
Das Credit Suisse Jugendbarometer 2018 – eine international repräsentative Umfrage
Was die nächste Generation bewegt, die die Gesellschaft und Wirtschaft in den kommenden Jahren prägen wird, ist eine zentrale Frage für die Credit Suisse. Mit der Jugendbarometer-Studie will die Credit Suisse deshalb einen Beitrag zur öffentlichen Diskussion zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen und zum Dialog insbesondere mit der jungen Generation leisten. Erhoben wird das Jugendbarometer seit 2010: es gibt Einblick in die Lebensweise, Probleme und Einstellungen der Jugendlichen. Für die repräsentative Studie wurden 2018 jeweils rund 1‘000 Jugendliche in der Schweiz, Brasilien, den USA und Singapur im Alter von 16 bis 25 Jahren befragt. Die Umfrage wurde vom Forschungsinstitut gfs.bern zwischen April und Mai 2018 online durchgeführt.
Die Nachwuchsförderung ist der Credit Suisse ein wichtiges Anliegen, weshalb Nachwuchskräfte entsprechende Schulungen, Mentoring und Karriereberatung erhalten, um ihnen beim Übergang in eine Vollzeitbeschäftigung zu helfen. Im Schweizer Heimmarkt, wo die Credit Suisse zu den wichtigsten Arbeitgebern gehört, bietet man einer grossen Anzahl junger Menschen diverse Möglichkeiten, in die Bankindustrie einzusteigen. 2017 profitierten bei der Credit Suisse insgesamt 1‘138 Absolventen verschiedener Schulstufen von einem systematischen Ausbildungsprogramm in der Schweiz. Ein weiteres Beispiel zur Nachwuchsförderung ist unser Programm «Steps to Success», das nun bereits zum fünften Mal durchgeführt wird und Hochschulstipendien für britische und US-amerikanische Studierende aus unterprivilegierten und unterrepräsentierten Schichten finanziert.
Ausserdem unterstützt Credit Suisse die Förderung von Jugendlichen durch gemeinnützige Projekte. Zusammen mit der SVC Stiftung für das Unternehmertum und sechs gemeinnützigen Organisationen in der Schweiz gründete die Credit Suisse im Jahr 2015 den Verein Check Your Chance, um die erfolgreiche Arbeit unserer Initiative zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit gemeinsam mit weiteren Partnern fortzuführen. 2017 half der Verein, der vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) unterstützt wird, rund 1‘100 Jugendlichen, denen es nicht gelungen war, nach Abschluss einer Lehre oder eines Studiums eine erste Stelle zu finden, oder die noch keine Erstausbildung absolviert hatten.
Die detaillierten Auswertungen der Studie, inklusive Infografiken, finden Sie in
Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch unter:
www.credit-suisse.com/youthbarometer