Mannheim – Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich im August überraschend kräftig eingetrübt. Der Konjunkturindikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fiel um 7,5 Punkte auf 10,0 Zähler, wie das ZEW am Dienstag in Mannheim mitteilte. Nach Einschätzung der ZEW-Experten sorgte unter anderem der Skandal in der deutschen Automobilbranche für den Stimmungsdämpfer.
Der Rückgang im August ist bereits der dritte Dämpfer in Folge. Bankvolkswirte hatten zwar eine Stimmungseintrübung erwartet, waren aber von einem deutlich höheren Indexwert von 15,0 Punkte ausgegangen. Im Mai hatte der Indikator für die Konjunkturerwartungen bei 20,6 Punkten den höchsten Stand seit August 2015 erreicht. Seitdem ist er kontinuierlich gesunken.
Schwächeres Exportwachstum und Automobilbranche belasten
«Der sehr deutliche Rückgang der Konjunkturerwartungen spiegelt die Nervosität über den weiteren Verlauf des Wachstums in Deutschland wider», kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach die Daten. «Vor allem das schwächer als erwartete Exportwachstum sowie die sich ausweitende Affäre in der Automobilbranche tragen dazu bei».
Trotz des Rückgangs sei der Konjunkturausblick für Deutschland aber weiter stabil auf einem vergleichsweise hohem Niveau, sagte Wambach weiter. Zuletzt hatte die Bundesbank in ihrem Monatsbericht geschrieben, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal weiter «mit viel Schwung zulegen dürfte».
Aktuelle Lage wird besser eingeschätzt
Die aktuelle Lage in der deutschen Wirtschaft wurde von den vom ZEW befragten Experten etwas besser eingeschätzt. Der Stimmungsindikator für die konjunkturelle Lage stieg im August laut der Mitteilung um 0,3 Punkte auf 86,7 Punkte.
Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sieht trotz der schwachen ZEW-Konjunkturerwartungen keine Gefahr für den Aufschwung in Deutschland. «Das Wachstumsbild bleibt im dritten Quartal konstruktiv», kommentierte Helaba-Experte Ulrich Wortberg.
Euro sinkt auf Tagestief
Für die Eurozone zeigten die vom ZEW ermittelten Daten ebenfalls kein einheitliches Bild. Der Erwartungsindikator für den Euroraum fiel um 6,3 Punkte auf 29,3 Punkte. Der Wert für die aktuelle Konjunkturlage verbesserte sich hingegen um 9,7 Punkte auf 38,4 Punkte.
Die Kursausschläge an den Finanzmärkten hielten sich nach der Veröffentlichung in Grenzen. Der Kurs des Euro baute seine frühen Verluste etwas aus und erreichte im Mittagshandel ein neues Tagestief bei 1,1755 US-Dollar. (awp/mc/ps)