Daimler-CEO Dieter Zetsche.
Friedrichshafen – Der Tognum-Deal ist in trockenen Tüchern. Management und Aufsichtsrat des Friedrichshafener Unternehmens gaben am Mittwoch nach wochenlangem Tauziehen den Widerstand gegen die Übernahmeofferte von Daimler und Rolls-Royce endgültig auf.
Die Spitzenmanager bringen ihre eigenen Aktien ein – und bekommen dafür Millionen. Vorstände und Aufsichtsräte halten rund fünf Prozent der Anteile. Sie empfehlen auch den übrigen Aktionären, das auf 26 Euro je Aktie aufgestockte Angebot anzunehmen. «Gemeinsam mit Daimler und Rolls-Royce schaffen wir einen weltweiten Technologieführer für Antriebssysteme und dezentrale Energieerzeugungssysteme», teilte Vorstandschef Volker Heuer mit. «Wir stärken damit die hervorragende Marktposition der Tognum-Gruppe und verbessern deutlich unsere Zukunftsperspektive.»
Deal «ausgesprochen wertschaffend»
Der Manager hatte auch zuvor immer wieder betont, dass die Übernahme wünschenswert sei. Mit dem Preis war er aber nicht zufrieden. Mit dem von 24 Euro je Aktie auf 26 Euro je Aktie erhöhten Angebot sei der Deal nun auch für die Anteilseigner «ausgesprochen wertschaffend», sagte Heuer. Das gilt auch für den Manager selbst: Der scheidende Tognum-Chef hat gut drei Millionen Papiere und bekommt dafür rund 79 Millionen Euro. Allein die Erhöhung der Offerte bringt ihm rund sechs Millionen Euro. Auch der jetzige Finanzvorstand und künftige Chef Joachim Coers hat rund 2,3 Millionen Papiere und bekommt knapp 60 Millionen Euro dafür.
Angebotsfrist bis 1. Juni
Für Daimler und Rolls-Royce ist der Weg damit frei: Mit dem Anteil der Tognum-Manager und den 28,43 Prozent, die Daimler mitbringt, kommen die Bieter bereits deutlich über die erforderliche Schwelle von 30 Prozent. Die übrigen Aktionäre haben bis zum 1. Juni Zeit, ihre Aktien anzudienen. Ursprünglich wollten der britische Turbinenbauer und die Schwaben das Angebot nur durchziehen, wenn sie mehr als 50 Prozent der Aktien bekommen. Mit dem Absenken der Schwelle entzogen sie Spekulanten die Grundlage, die möglicherweise versucht hätten, den Preis weiter in die Höhe zu treiben.
Tognum soll Marktführer für Industriemotoren werden
Seit die Übernahmepläne Anfang März bekanntwurden, notieren die Tognum-Papiere deutlich über dem alten Angebotspreis von 24 Euro – am Mittwoch knapp unter dem neuen Preis von 26 Euro. Die nachgebesserte Offerte bewertet das Friedrichshafener Unternehmen mit gut 3,4 Milliarden Euro. Daimler und Rolls-Royce wollen Tognum zu einem weltweiten Marktführer für Industriemotoren machen. Die Standorte und die Mitarbeiter wollen sie halten. Ende März arbeiteten 9.260 Menschen bei dem Dieselmotorenspezialisten, rund zwei Drittel davon in Deutschland. (awp/mc/ss)