Daimler-CEO Dieter Zetsche.
Stuttgart – Der Daimler-Konzern führt zusammen mit Motorenbauer Rolls-Royce Gespräche zur Übernahme des Grossdieselmotorenherstellers Tognum . Beide Unternehmen wollten zu gleichen Teilen die Mehrheit an Tognum übernehmen, teilten Daimler und Rolls-Royce am Montag in einer gemeinsamen Mitteilung mit. Zuvor hatte das «Manager Magazin» aus Konzernkreisen über die laufenden Verhandlungen berichtet.
Demnach wollen sich Daimler und Rolls-Royce je die Hälfte an Tognum sichern. An der Börse reagierten die Tognum-Aktien mit einem Kurssprung von zwischenzeitlich fast 29 Prozent. Damit erreichten die Papiere ihren höchsten Stand seit Mitte Dezember 2007 und setzten sich klar an die MDax-Spitze. Daimler hält bereits 28,4 Prozent an Tognum. Im Januar hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche nicht ausschliessen wollen, dass Daimler seine Beteiligung aufstocken könnte. «Tognum ist ein attraktives Unternehmen und arbeitet in einem Bereich, der unserem Kerngeschäft nahe steht», sagte Zetsche. Eine Entscheidung soll dem Vernehmen nach zeitnah erfolgen.
«Konstruktive Gespräche»
Es liefen derzeit konstruktive Gespräche mit dem Aufsichtsrat und Vorstand von Tognum, hiess es in der Mitteilung weiter. Dem Magazinbericht zufolge hat sich der vom ehemaligen Daimler-Manager Volker Heuer geführte Tognum-Vorstand in den Gesprächen offen gezeigt, die Übernahmepläne zu unterstützen. Heuer steht noch bis zum September an der Tognum-Spitze, dann soll ihm plangemäss der derzeitige Finanzvorstand Joachim Coers folgen. Laut dem «Manager Magazin» trifft sich der Tognum-Aufsichtsrat am heutigen Montag zu einer Sitzung. Tognum wollte den Magazinbericht nicht kommentieren.
Tognum bis 2005 Teil von Daimler
Der Dieselmotorenspezialist gehörte schon bis Ende 2005 zum Daimler-Konzern. Das damals unter dem Namen MTU Friedrichshafen firmierende Unternehmen wurde jedoch vom damaligen Daimler-Chef Jürgen Schrempp an den schwedischen Finanzinvestor EQT verkauft. Das Unternehmen kam im Juli 2007 zurück an die Börse. 2008 erwarb Daimler dann wieder mehr als ein Fünftel an Tognum. Der Anteil der institutionellen Aktionäre wird auf der Internetseite von Tognum mit 45 Prozent angegeben. Das Top-Management sowie Mitglieder des Aufsichtsrats halten rund fünf Prozent der Tognum-Aktien. Tognum ist besonders bei Grossdieselmotoren stark, die unter anderem Frachtschiffe, Yachten, Schienenfahrzeuge und Panzer antreiben. Zudem kommen die Motoren in dezentralen Energieanlagen zur Stromversorgung besonders in Schwellenländern zum Einsatz. Auch liefert Tognum Notstromaggregate beispielsweise für Kernkraftwerke. Umgekehrt liefert Daimler den Friedrichshafenern kleinere Dieselmotoren, die sie für Einsatzzwecke jenseits der Strasse umrüsten.
Rund 8’700 Beschäftigte
Rolls-Royce baut neben Flugzeugmotoren ebenfalls Motoren für den Einsatz in Marineschiffen und Energieanlagen. Das unter anderem in Bergen (Norwegen) angesiedelte Marinegeschäft liefert vor allem integrierte Lösungen, bei denen neben dem Motor auch Kontrollsysteme und Serviceverträge mit verkauft werden. Im Systemgeschäft sind üblicherweise höhere Margen zu erzielen. Die Automarke Rolls-Royce gehört indes zum Münchner BMW -Konzern. 2009 erzielte Tognum einen Umsatz von gut 2,5 Milliarden Euro und beschäftigte zum Jahresende 8.726 Mitarbeiter. Die Zahlen für 2010 will Tognum auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag (10. März) veröffentlichen. (awp/mc/ps)