Stuttgart – Der Auto- und Lkw-Bauer Daimler hat im abgelaufenen Quartal erneut mehr verdient als erwartet. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag vorläufigen Zahlen zufolge bei 5,42 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am frühen Donnerstag überraschend mitteilte. Das war deutlich mehr, als Analysten zuvor im Schnitt mit 4,3 Milliarden Euro erwartet hatten. Im Vorjahreszeitraum hatten die Stuttgarter wegen des Einbruchs der Automärkte in der Corona-Pandemie einen bereinigten operativen Verlust von gut 700 Millionen Euro ausgewiesen und unter dem Strich einen Milliardenverlust eingefahren.
Am Donnerstagvormittag rutschten die Daimler-Aktie nach anfänglichen Gewinnen leicht ins Minus. Der Gesamtmarkt war aber noch etwas schwächer. Börsianer erinnerten daran, dass sich die Aktien der Stuttgarter nach der positiven Überraschung bei VW bereits deutlich erholt hatten.
Jefferies-Analyst Philippe Houchois lobte die Zahlen. Daimler habe wieder einmal stark abgeliefert, hiess es. Sämtliche Sparten hätten die Schätzungen teilweise deutlich übertroffen. Auch Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan schrieb, der Autobauer habe exzellent abgeschnitten. Positiv überrascht habe ihn die anhaltende Stärke im Geschäft mit Finanzdienstleistungen.
Stifel-Analyst Daniel Schwarz erinnerte daran, dass das abgeschlossene Quartal mittlerweile das vierte in Folge sei, dass die Stuttgarter besser als prognostiziert abgeschlossen hätten. Alle drei Branchenexperten behielten ihre Kaufempfehlungen bei.
Chip-Knappheit belastet nicht merklich
«Wir erzielen in allen Divisionen weiterhin eine starke finanzielle Performance, trotz der anhaltend geringen Verfügbarkeit von Halbleitern, die sich im zweiten Quartal belastend auf unsere Produktion und unseren Absatz ausgewirkt hat», sagte Vorstandschef Ola Källenius laut Mitteilung. Die Chip-Knappheit beschäftigt die Branche zwar, hat die Gewinne der grossen deutschen Autokonzerne bislang aber kaum merklich belastet. Auch Volkswagen berichtete zuletzt mit Eckdaten von starken Gewinnen im Tagesgeschäft. Die Autobauer behelfen sich aktuell unter anderem damit, dass sie margenstärkere Autos bevorzugt mit den knappen Teilen bestücken.
Daimler profitiert davon, dass die Kunden derzeit stärker zu grösseren und teureren Autos greifen und der Konzern zudem am Markt hohe Preise durchsetzen kann. Källenius hatte bereits vor der Corona-Krise ein Sparprogramm mit dem Wegfall zehntausender Jobs auf den Weg gebracht. In der Pandemie trat Daimler dann noch stärker auf die Kostenbremse, was sich noch auswirkt. Zudem verkaufte der Konzern weltweit von der lukrativen Stammmarke Mercedes-Benz zwischen April und Ende Juni 581 201 Pkw an die Kunden – ein Plus von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Operative Marge leicht rückläufig
Sowohl die Sparte Mercedes-Benz mit Pkw und Vans als auch die Lkws und Busse konnten ergebnisseitig besser abschneiden als am Aktienmarkt gemeinhin gedacht. Die bereinigte operative Marge von Mercedes-Benz lag mit 12,8 Prozent allerdings nicht mehr ganz so hoch wie im glänzenden ersten Jahresviertel. Bei Trucks und Bussen erreichte Daimler mit der starken Markterholung bei schweren Nutzfahrzeugen diesmal eine bereinigte operative Marge von 8,3 Prozent. Beide Sparten hatten vor einem Jahr operative Verluste eingefahren.
Beim für Investoren wichtigen freien Mittelzufluss im Industriegeschäft schnitt Daimler ebenfalls besser ab als von Experten erwartet. Im zweiten Quartal lag dieser bei knapp 2,6 Milliarden Euro. Zum Umsatz und zum Nettogewinn machte Daimler zunächst keine Angaben. Das Unternehmen will die finalen Zahlen am 21. Juli veröffentlichen. (awp/mc/ps)