Das Weisse Haus und die Demontage von Immunologe Anthony Fauci
Washington – Der Handelsberater von US-Präsident Donald Trump, Peter Navarro, hat mit harscher Kritik an dem prominenten Immunologen Anthony Fauci in der Corona-Krise für Wirbel gesorgt. Navarro schrieb in einem Gastbeitrag für «USA Today», Fauci habe in jedem Punkt, in dem er mit ihm in der Krise zu tun gehabt habe, falsch gelegen. «Wenn Sie mich also fragen, ob ich auf Dr. Faucis Rat höre, ist meine Antwort: nur mit Skepsis und Vorsicht.»
Die Kommunikationsdirektorin des Weissen Hauses, Alyssa Farah, teilte am Mittwoch auf Twitter mit, der Gastbeitrag habe nicht den normalen Genehmigungsprozess des Weissen Hauses durchlaufen und gebe ausschliesslich Navarros Meinung wieder. US-Präsident Donald Trump schätze das Fachwissen der medizinischen Experten, die seine Regierung beraten.
Faucis Warnungen und Kritik unerwünscht
Trump selbst aber hatte Fauci, der Teil der Corona-Arbeitsgruppe des Weissen Hauses ist, am vergangenen Donnerstag vorgeworfen, «viele Fehler» gemacht zu haben. Medien wie die «Washington Post» und CNN hatten vor wenigen Tagen berichtet, dass sie eine Liste des Weissen Hauses mit Aussagen Faucis bekommen hätten, die zeigen soll, dass sich dieser in der Pandemie mehrfach getäuscht habe.
Die «New York Times» wertete die Fauci-Liste des Weissen Hauses als Versuch, die Glaubwürdigkeit des Experten zu untergraben. Fauci äussert in Interviews offen seine Sorge über die Entwicklung der Pandemie in den USA. Er hat mehrfach davor gewarnt, Schutzmassnahmen vorschnell zurückzunehmen. Das steht im Kontrast zu Trump, der sich trotz dramatisch steigender Infektionszahlen optimistisch zeigt und möglichst schnell zur Normalität zurückkehren will.
Neuinfektionen erreichen neuen Höchststand
Wer recht hat, zeigt sich täglich an der immer höheren Zahl von Neuinfektionen: Rund 67’400 Menschen wurden am Dienstag landesweit positiv auf das Virus getestet, wie aus Zahlen der Johns-Hopkins-Universität am Mittwoch hervorgeht.
Das übertrifft den Wert von vergangenem Freitag, als rund 66’600 Neuinfektionen binnen 24 Stunden vermeldet wurden. Insgesamt haben sich in den USA, wo rund 330 Millionen Menschen leben, mehr als 3,4 Millionen Menschen mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert, mehr als 136’000 Menschen starben.
Derzeit sind besonders die südlichen Bundesstaaten von der Pandemie betroffen. Wegen der dramatischen Zunahme an Neuinfektionen haben zahlreiche Bundesstaaten die phasenweise Wiedereröffnung der Wirtschaft gebremst, pausiert oder Lockerungen der Eindämmungsmassnahmen zurückgenommen. (awp/mc/pg)