Deal über Syriens Chemiewaffen: Regime erfreut – Gegner enttäuscht

Baschar al-Assad

Syriens Präsident Baschar al-Assad.

Istanbul / Moskau – Die amerikanisch-russische Vereinbarung zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen erfreut das Regime in Damaskus und enttäuscht die Opposition. Der syrische Minister für nationale Aussöhnung, Ali Haidar, wertete die Vereinbarung als «Sieg für Syrien, der dank unseren russischen Freunde erzielt wurde». Syriens Rebellen wollen die Vereinbarung dagegen ignorieren.

«Die Ergebnisse der Verhandlungen ermöglichen, alle Probleme Syriens und nicht nur das Problem der Chemiewaffen zu lösen», sagte Haidar der russischen Agentur RIA Novosti. Sie ermöglichen «eine internationale Unterstützung, damit sich alle Vertreter des syrischen Volkes an einen Tisch setzen» könnten. «Diese Vereinbarungen sind ein Verdienst der russischen Diplomatie und der russischen Führung, es ist ein Sieg für Syrien, ein Sieg dank unserer russischer Freunde.»

Aufständische enttäuscht
Dagegen erklärte der Generalstabschef der Freien Syrischen Armee (FSA), Salim Idriss, diese Initiative ziele nur darauf ab, Zeit zu gewinnen. «Wir werden den Vorschlag vollständig ignorieren und weiterkämpfen bis zum Sturz des Regimes» von Präsident Baschar al-Assad, sagte er bei einer Pressekonferenz in Istanbul.

Nach langem Gezerre einigte sich die Oppositionsplattform Syrische Nationale Koalition am Samstag in Istanbul auf einen neuen Ministerpräsidenten für eine Regierung der Rebellengebiete. Der als gemässigt geltende 48-jährige Islamist Ahmad Tumeh aus Deir as-Saur soll die Aufgabe übernehmen. Bislang hat sich allerdings keiner der Oppositionsführer lange halten können. Dem von den Regimegegnern zuerst bestimmten Ministerpräsidenten Ghassan Hito war es wegen mangelnder Akzeptanz nicht gelungen, eine Übergangsregierung zu bilden.

Bislang über 100’000 Tote
In Syrien begann derweil – überschattet von Kämpfen im ganzen Land – das neue Schuljahr. Eltern schickten ihre Kinder inzwischen in die nächstgelegenen Schulen, berichteten Bewohner der Hauptstadt Damaskus. Denn im blutigen Syrienkonflikt wird inzwischen an vielen Fronten gekämpft und die Lage wird immer unübersichtlicher – mehr als 100’000 Menschen verloren bislang ihr Leben.

Am Wochenende gab es nach Angaben von Aktivisten erneut auch heftige Gefechte zwischen Rebellen und syrischen Kurden, nachdem die Oppositionskämpfer einen Ort in der Provinz Al-Hasaka angegriffen hatten. Zudem rüsten die radikalislamischen Kämpfer nach eigenen Angaben auf. In den vergangenen zwei Wochen seien mindestens 1500 ausländische Kämpfer nach Syrien gekommen, hiess es aus islamistischen Kreisen. (awp/mc/ps)

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