Explosion der Ölbohrplattform Deepwater Horizon am 20.04.2010.
New Orleans – Der britische Ölriese BP muss mehr als vier Jahre nach der Explosion der Bohrplattform «Deepwater Horizon» weitere Milliardenzahlungen wegen der Katastrophe im Golf von Mexiko fürchten. Laut einem mit Spannung erwarteten Urteil des US-Bezirksrichters Carl Barbier vom Donnerstag handelte der Konzern «grob fahrlässig».
BP habe sich beim Umgang mit dem Desaster, das elf Arbeiter das Leben kostete und weite Teile der US-Golfküste verseuchte, «rücksichtslos» verhalten, so Barbier. Nach Einschätzung von Rechtsexperten könnten nun Strafzahlungen in Höhe von 18 Milliarden Dollar auf BP zukommen. Über die Menge des ausgelaufenen Öls und die Höhe der Strafe hat das Gericht allerdings noch nicht geurteilt.
Hintergrund der Klage ist der sogenannte «Clean Water Act», ein US-Gesetz zur Wasserreinhaltung. Die amerikanische Regierung und fünf Bundesstaaten hatten BP und die anderen beteiligten Unternehmen Halliburton und Transocean deshalb vor das Gericht in New Orleans gebracht.
BP widerspricht
BP widersprach der Darstellung des Richters und kündigte an, gegen das Urteil vorzugehen. Der Vorwürfe der groben Fahrlässigkeit und des vorsätzlichen Missverhaltens sei durch die Beweise im Verfahren nicht belegt worden, teilte das Unternehmen mit.
Bei den möglichen Konsequenzen für BP, das die im April 2010 explodierte Plattform betrieben hatte, kommt es auf Details an. Hätte der Richter das Verhalten nur als «fahrlässig» und nicht als «grob fahrlässig» eingestuft, würde der Mineralölkonzern wohl wesentlich glimpflicher davon kommen.
Nach Darstellung von BP fallen bei einfacher Fahrlässigkeit maximal 1100 Dollar (845 Euro) pro ausgelaufenem Barrel (159 Liter) Öl an. Bei grober Fahrlässigkeit oder vorsätzlichem Missverhalten sind es 4300 Dollar pro Barrel, also fast das Vierfache.
Aktienkurs bricht ein
Der Kurs der BP-Aktie brach nach der Entscheidung des Richters um knapp sechs Prozent ein. BP hatte sich mit Privatklägern 2012 auf eine Entschädigung über 7,8 Milliarden Dollar geeinigt. Insgesamt musste das Unternehmen nach eigenen Angaben schon mit mehr als 40 Milliarden Dollar für die Katastrophe aufkommen.
Erst am Dienstag hatte sich Halliburton mit Klägern auf eine Entschädigung in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar (838 Mio Euro) geeinigt. Das Unternehmen war an den Bohrarbeiten auf der Plattform beteiligt, und entgeht durch die Zahlung einer Sammelklage. Das Geld soll an Fischer und andere Opfer der Katastrophe fliessen. (awp/mc/upd/ps)