Gianni Infantino ist als Chef des Internationalen Fußball-Verbands unantastbar. Kritiker lässt er abblitzen – nichts soll seine WM gefährden. Eine Geschichte über Macht im Fussball.
Die Zukunft steht fest. Gianni Infantino bleibt FIFA-Präsident. Wer es schwarz auf weiss haben will, musste nur die Pressemitteilung lesen, die der Deutsche Fußball-Bund am Mittwochnachmittag verschickte. Darin heißt es, Gianni Infantino habe vor dem im März 2023 anstehenden Kongress des Internationalen Fussball-Verbandes in Kigali, Ruanda, bereits so viele Nominierungen eingesammelt, dass seine Wiederwahl sicher sei. Überschrieben war die Post des DFB mit der Mitteilung, dass die Deutschen keinen Kandidaten für die Wahl nominierten. Was, so sagte es DFB-Präsident Bernd Neuendorf am Rand des Länderspiels gegen Oman, als Kritik an Infantino und dessen Auftreten in den vergangenen Monaten verstanden werden solle.
Man muss die sportverbandliche Dialektik ein wenig übersetzen, dann ergibt sie ein klares Bild über die Machtverhältnisse im Internationalen Fussball-Verband unter Gianni Infantino, 52 Jahre alt, aus Brig im Wallis, derzeit wohnhaft in Doha, Qatar.
Das Bild: Der FIFA-Präsident ist unantastbar.
Die Übersetzung: Der Deutsche Fussball-Bund gehört, seit im Frühjahr Neuendorf dessen Präsident wurde, zu jenen, zumeist europäischen, genauer: nord- und westeuropäischen Verbänden, die – zumeist verhaltene – Kritik am Zustand der FIFA unter Infantino äussern, vor allem in Bezug auf die Weltmeisterschaft in Qatar und die mit ihr einhergehenden Probleme.
Diese Verbände mit ihrer Kritik sind aber so wenig entscheidend für die Zukunft des FIFA-Präsidenten, dass sie ihre Opposition ausdrücken, in dem sie nicht vorab für Infantino unterschreiben – aber nicht einmal einen auch nur im Ansatz aussichtsreichen Gegenkandidaten in die Spur schicken können.