Wiesbaden – Die deutschen Exporte haben zu Beginn des Jahres unerwartet an Fahrt gewonnen. Die Ausfuhren legten im Monatsvergleich saisonbereinigt um 1,4 Prozent zu, wie das Statische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten zum Jahresauftakt im Schnitt mit einem Rückgang um 1,8 Prozent gerechnet. Im Dezember waren die Ausfuhren um revidiert 0,4 Prozent (zuvor 0,1 Prozent) gewachsen. Seit dem Corona-Einbruch im Frühjahr 2020 sind die deutschen Exporte damit im Monatsvergleich kontinuierlich gewachsen.
Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank sprach von einer «äusserst positiven Überraschung». Es sei vor allem dem Handel mit China zu verdanken, dass die Ausfuhren im Januar eine erfreuliche Entwicklung genommen haben. Nach Einschätzung von Gitzel dürften die Exporte auch in den kommenden Monaten eine zentrale Wachstumsstütze für die deutsche Wirtschaft bleiben.
Starker Dämpfer bei Importen
Einen unerwartet starken Dämpfer gab es hingegen bei den Importen. Hier meldete das Bundesamt für Januar einen Rückgang um saisonbereinigt 4,7 Prozent im Monatsvergleich. Analysten waren nur von einem Minus von 1,9 Prozent ausgegangen.
Experten verwiesen auf jüngste Kontrollen an den deutschen Grenzen. Diese könnten den Warenfluss behindert haben. Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg sieht einen weiteren Grund darin, dass die «Konsumnachfrage mangels Möglichkeiten im Januar deutlich nachliess».
Der Überschuss in der deutschen Handelsbilanz hat sich im Januar etwas verringert. Er betrug 14,3 Milliarden Euro, nach 15,2 Milliarden im Dezember. Die Leistungsbilanz wies im Januar einen Überschuss von 16,9 Milliarden Euro aus.
Das Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland bleibt aber trotz der Erholung in weiter Ferne: Gemessen am Januar 2020 fielen die Exporte um 8,0 Prozent und die Importe um 9,8 Prozent. Die Corona-Krise hatte 2020 tiefe Löcher in die deutsche Exportbilanz gerissen. Die Warenausfuhren brachen im Gesamtjahr im Vergleich zu 2019 um 9,3 Prozent auf 1204,7 Milliarden Euro ein – der stärkste Rückgang seit der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2009. (awp/mc/ps)