Wiesbaden – Die Zeichen für ein Abflauen des deutschen Aufschwungs verdichten sich. Nach zuletzt unerwartet schwachen Produktions- und Auftragsdaten sorgte auch die deutsche Exportwirtschaft für eine Negativ-Überraschung. Im Februar seien die Ausfuhren im Monatsvergleich bereinigt um 3,2 Prozent gefallen, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Montag mit. Das ist der stärkste Rückgang seit August 2015.
Analysten wurden vom zweiten Rückgang der Exporte in Folge auf dem falschen Fuss erwischt. Sie hatten im Mittel mit einem Zuwachs um 0,4 Prozent gerechnet. Bereits Im Januar waren die Exporte gesunken – allerdings deutlich schwächer um revidiert 0,4 Prozent im Monatsvergleich. Zuvor hatte das Bundesamt noch einen etwas stärkeren Rückgang um 0,5 Prozent gemeldet. Im Jahresvergleich legten die Ausfuhren im Februar um 2,4 Prozent zu.
Auch bei den Einfuhren wurde überraschend eine Delle verzeichnet. Die Statistiker meldeten für Februar einen Rückgang um 1,3 Prozent im Vergleich mit dem Vormonat. Experten hatten stattdessen einen Zuwachs um 0,5 Prozent erwartet.
Handelsbilanzüberschuss unter Erwartungen
Der Überschuss in der Handelsbilanz lag bei 18,4 Milliarden Euro. Analysten hatten mit einem höheren Wert von 20,1 Milliarden Euro gerechnet. Der Überschuss in der Leistungsbilanz lag laut Destatis bei 20,7 Milliarden Euro. Hier hatten Experten 22,9 Milliarden Euro erwartet.
Chefvolkswirt Carsten Brzeski von der ING Diba-Bank sprach von einem weiteren enttäuschenden Monat für die deutsche Industrie. «Es zeigt sich der schwächste Start in ein neues Jahr seit 2009», kommentierte der Experte die jüngste Serie enttäuschender Konjunkturdaten. Damals war die Konjunktur im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise massiv eingebrochen. Unter anderem hatte sich die Stimmung in den deutschen Unternehmen in den vergangenen Monaten eingetrübt, was unter anderem nach dem jüngsten Dämpfer beim Ifo-Geschäftsklima deutlich wurde.
Als Gründe für den schwachen Jahresauftakt nannte Experte Brzeski das kalte Winterwetter. Ausserdem könnte auch die ungewöhnlich starke Grippe-Welle in Deutschland eine Rolle gespielt haben. Trotz der zuletzt enttäuschenden Entwicklung sieht Brzeski aber vorerst kein Ende des Aufschwungs und begründete dies mit den extrem niedrigen Zinsen, der robusten Lage auf dem Arbeitsmarkt und den nach wie vor prall gefüllten Auftragsbüchern. «Allerdings haben sich die Abwärtsrisiken für die deutsche Wirtschaft in den vergangenen Wochen verstärkt», sagte der Experte. (awp/mc/ps)