Wiesbaden – Die Schwächephase in der deutschen Industrie reisst nicht ab. Im November sei die Gesamtproduktion im Vergleich zum Vormonat um 1,9 Prozent gesunken, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mit. Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten im Mittel einen Anstieg um 0,3 Prozent erwartet. Im Verlauf des Jahres 2018 ist die Produktion damit in acht Monaten gesunken und nur in drei Monaten gestiegen.
Wie das Bundesamt weiter mitteilte, war der Dämpfer im Vormonat Oktober stärker als bisher bekannt ausgefallen. Der Produktionsrückgang wurde von zuvor 0,5 Prozent auf 0,8 Prozent nach unten revidiert. Besonders kräftige Rückgänge zeigten sich im November bei der Herstellung von Konsumgütern, die um 4,1 Prozent zurückging. Ausserdem lag die Energieerzeugung nach vorläufigen Daten 3,1 Prozent niedriger als im Oktober, die Bauproduktion schrumpfte um 1,7 Prozent.
Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte das schwache Abschneiden im November unter anderem mit Brückentragen, die zur nochmaligen Abschwächung der Produktion beitragen haben. Ausserdem sei in der Automobilindustrie weiterhin die Umstellung auf das Abgastestverfahren WLTP zu spüren.
Auch Auftragseingänge rückläufig
Experte Stefan Kipar von der BayernLB verwies ausserdem auf jüngste Daten zum Auftragseingang in der deutschen Industrie. Am Montag war bekannt geworden, dass die Bestellungen im November um 1,0 Prozent im Monatsvergleich gesunken waren. «Die ebenfalls schwachen Daten zum Auftragseingang machen keine grosse Hoffnung, dass eine dynamische Erholung unmittelbar bevorsteht», kommentierte Kipar.
Analyst Marco Wagner von der Commerzbank zeigte sich etwas weniger pessimistisch. Seiner Einschätzung nach dürfte sich die Produktion «auf absehbare Zeit wenigstens stabilisieren». Er erkennt bei den Auftragseingängen wieder einen Seitwärtstrend und zeigte sich zuversichtlich, dass künftig wieder etwas mehr Schwung in die deutsche Industrie kommt.
An den Finanzmärkten hielten sich die Reaktionen auf die enttäuschenden Produktionsdaten in Grenzen. Der Euro hatte nach der Veröffentlichung nur für kurze Zeit die Verluste etwas ausgeweitet. (awp/mc/ps)