Berlin / Wiesbaden – Die deutsche Industrie hat sich etwas von ihrem schwachen Auftakt ins Schlussquartal erholt. Im November stieg die Gesamtproduktion zum Vormonat um 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte. Der Zuwachs folgt auf einen Rückgang um 0,4 Prozent im Oktober. Bankökonomen hatten aktuell mit einem etwas deutlicheren Anstieg um 0,3 Prozent gerechnet. Gegenüber dem Vorjahresmonat war die Produktion erneut rückläufig.
«Die Industrieproduktion stabilisierte sich im November nach dem schwachen Start ins vierte Quartal», kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin. Die Stimmung in den Unternehmen habe sich zuletzt aufgehellt. In den kommenden Monaten könnten langsam schwindende Materialengpässe die Entwicklung stützen. «Dennoch bleibt der Ausblick auf die Industriekonjunktur im ersten Quartal verhalten.» Darauf deuteten die zuletzt schwachen Auftragseingänge sowie die sich abkühlende Weltwirtschaft hin, erklärte das Ministerium.
Im Detail stieg die Warenherstellung in der Industrie ebenso wie die Energieproduktion. Die Aktivität am Bau ging dagegen zurück, allerdings nach einem deutlichen Zuwachs im Monat zuvor. Die Herstellung in der Automobilindustrie stieg spürbar an, im Maschinenbau stagnierte die Entwicklung.
«Zahlen unauffällig»
Bankvolkswirte kommentierten tendenziell positiv: «Das bemerkenswerte ist eigentlich, dass diese Zahlen so unauffällig sind», erklärte Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. Vor ein paar Monaten gab es Befürchtungen, dass die Industriekonjunktur angesichts einer drohenden Gasmangellage einknicken könnte. Dass es nicht so gekommen sei, «zeigt die bemerkenswerte Flexibilität der Industrie, die in einem erheblichen Masse zur Senkung des Gasverbrauchs beigetragen hat».
Auch Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, zeigte sich zuversichtlich. «Die Lieferketten funktionieren wieder besser. Die Industrie kann die aufgrund des Materialmangels liegengebliebenen Aufträge abarbeiten.» Die Corona-Pandemie und der Krieg Russlands gegen die Ukraine hatten den internationalen Handel lange Zeit stark belastet. Die Probleme sind in den vergangenen Monaten jedoch etwas kleiner geworden. (awp/mc/ps)