Berlin – Überdurchschnittlich viele Grossaufträge haben der deutschen Industrie im Juni den stärksten Auftragseingang seit acht Monaten beschert. Die Bestellungen fielen nahezu vier Mal so hoch aus wie von Experten erwartet. Auch die britische Industrieproduktion ist im Juni so stark gewachsen wie seit gut einem Jahr nicht mehr.
Im Vergleich zum Vormonat sei der Auftragseingang preis-, kalender und saisonbereinigt um 3,8 Prozent gestiegen, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Dieser Wert wurde zuletzt im Oktober 2012 übertroffen. Besonders viele Bestellungen gab es bei Investitionsgütern. Hier meldete das Ministerium einen Zuwachs um 6,8 Prozent, während der Auftragseingang bei den Konsumgütern leicht zurückging. Ausserdem war der Rückgang der Bestellungen im Mai nicht so stark wie zuvor gemeldet. Das Ministerium revidierte das Minus von zuvor 1,3 Prozent auf nur noch 0,5 Prozent nach oben.
Wachstum ist Grossaufträgen geschuldet
«Das Auftragsplus im Juni ist massgeblich auf Grossaufträge unter anderem in Zusammenhang mit der Luftfahrtmesse in Paris zurückzuführen», hiesst es weiter in der Mitteilung. Ohne die Grossaufträge hätte es im Juni sogar 0,7 Prozent weniger Bestellungen als im Vormonat gegeben. Dennoch spricht das Ministerium von einer insgesamt positiven Entwicklung beim Auftragseingang: «Im gesamten zweiten Quartal setzt sich die Aufwärtstendenz bei den Auftragseingängen in der Industrie sowohl insgesamt als auch bereinigt um Grossaufträge fort.»
Grossbritanniens Industrieproduktion steigt überraschend deutlich
Die britische Industrieproduktion ist im Juni so stark gestiegen wie seit fast einem Jahr nicht mehr. Die Produktion habe um 1,1 Prozent zum Vormonat zugelegt, teilte die Statistikbehörde ONS mit. Volkswirte hatten lediglich einen Zuwachs um 0,7 Prozent prognostiziert. Im Mai hatte die Produktion noch stagniert. Zuletzt hatte eine Reihe von Frühindikatoren eine merkliche wirtschaftliche Erholung signalisiert. Auch im Jahresvergleich legte die Industrieproduktion stärker als erwartet zu. Zum Vorjahresmonat kletterte die Produktion um 1,2 Prozent. Erwartet worden war ein Zuwachs um 0,8 Prozent. Im Mai war sie noch um 2,3 Prozent gesunken. Der Anstieg im Juni im Jahresvergleich war der erste seit Februar 2011.
Wirtschaftliche Talfahrt in Italien schwächt sich merklich ab
Auf tiefem Niveau positive Signale kamen auch aus Italien. Die dortige Wirtschaft ist im Frühjahr weniger geschrumpft als erwartet. Im zweiten Quartal sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent zum Vorquartal zurückgegangen, teilte die Statistikbehörde Istat mit. Volkswirte hatten einen Rückgang um 0,4 Prozent erwartet. Im ersten Quartal war die Wirtschaft noch um 0,6 Prozent geschrumpft. Die drittgrösste Volkswirtschaft des Euroraums befindet sich seit Mitte 2011 in der Rezession. Zuletzt hatten sich eine Reihe von Frühindikatoren aufgehellt. Dies dürfte laut Volkswirten aber erst im dritten Quartal zu einer Rückkehr des Wachstums führen.
Im Jahresvergleich fiel das BIP um 2,0 Prozent. Hier war ein Rückgang um 2,2 Prozent erwartet worden. Im ersten Quartal war die Wirtschaftsleistung noch um 2,4 Prozent zum Vorjahr zurückgegangen. (awp/mc/pg)