Wiesbaden – Die Schwäche in der deutschen Industrie geht weiter. Im Oktober mussten die Industrieunternehmen beim Auftragseingang überraschend einen Dämpfer einstecken. Im Monatsvergleich sei die Zahl der neuen Aufträge um 0,4 Prozent gesunken, teilte das Statistische Bundesamts am Donnerstag in Wiesbaden mit. Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten beim Auftragseingang im Schnitt einen Zuwachs um 0,4 Prozent erwartet.
«Der leichte Rückgang ist an sich nicht dramatisch, zumal der Vormonat hochrevidiert wurde», kommentierte Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg die Daten. Im Vormonat war der Auftragseingang in den Industriebetrieben besser als bisher gedacht ausgefallen. Das Bundesamt korrigierte den Auftragseingang für September nach oben und meldete einen Zuwachs um 1,5 Prozent im Monatsvergleich nach bisher 1,3 Prozent.
Im Jahresvergleich sanken die Aufträge im Oktober um 5,5 Prozent. Auch in dieser Abgrenzung fiel der Auftragseingang enttäuschend aus. Analysten hatten nur einen Rückgang um 4,7 Prozent erwartet.
Binnenaufträge enttäuschen
Experten verwiesen insbesondere auf die enttäuschende Entwicklung beim Auftragseingang aus dem Inland. Hier meldete das Bundesamt für Oktober einen Rückgang im Monatsvergleich um 3,2 Prozent. Analyst Christoph Weil von der Commerzbank bezeichnete die Schwäche bei den Inlandsbestellungen als «besonders ausgeprägt». Für die weitere Entwicklung zeigte er sich eher septisch: «Der Trend zeigt damit wieder klar nach unten.»
Einen Lichtblick gab es hingegen bei den Bestellungen aus dem Ausland, die im Oktober um 1,5 Prozent im Monatsvergleich gestiegen sind. Allerdings ist die Entwicklung der Auslandsaufträge nur auf den ersten Blick positiv. Während die Bestellungen aus der Eurozone mit 11,1 Prozent stark gestiegen waren, gingen sie im Oktober aus dem restlichen Ausland um 4,1 Prozent zurück.
«Die Daten zum Auftragseingang machen nochmals deutlich, dass die konjunkturelle Talfahrt noch nicht beendet ist», fasste Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank die Lage in der deutschen Industrie zusammen. Er wies darauf hin, dass ohne Berücksichtigung der schwankungsanfälligen Grossaufträge die Zahl der Neubestellungen im Oktober sogar um 1,4 Prozent gefallen ist. «Das sieht nicht gut aus», sagte Gitzel und er sprach von einem «insgesamt deprimierenden Datenmaterial». (awp/mc/ps)