Vorderhand noch unter deutscher Flagge: Hapag-Lloyd-Frachter «Hamburg Express».
Hamburg – Deutsche Reeder wollen ihre Schiffe nach Informationen der «Financial Times Deutschland» künftig wieder verstärkt unter Billigflaggen anmelden. Damit reagieren sie darauf, dass der Bund seinen Solidarbeitrag drastisch senkt, den er an die deutschen Reeder zum Ausgleich von Wettbewerbsnachteilen wegen der hohen Lohnnebenkosten im Land zahlt.
«Wir werden ausflaggen und weniger deutsche Seeleute beschäftigen», sagte ein namentlich nicht genannter Grossreeder der Zeitung. «Wenn die Politik ihr Versprechen nicht hält, fühlen wir uns auch nicht mehr verpflichtet.» Die Reederei Hapag-Lloyd, an der auch der weltgrösste Reisekonzern Tui beteiligt ist, prüft nach Angaben des Blattes, welche anderen europäischen Flaggen für ihre Schiffe infrage kommen.
3’700 Schiffe unter deutscher Bereederung
Am Wochenende hatten sich bei der Nationalen Maritimen Konferenz in Wilhelmshaven endgültig die Hoffnung zerschlagen, dass die Bundesregierung ihre Subventionskürzungen zurücknimmt. Der Solidarbeitrag wird unter Verweis auf die Haushaltslage des Bundes auf zehn Prozent der bisherigen Summe gekürzt. Derzeit fahren 3.700 Schiffe unter deutscher Bereederung, davon aber nur 446 unter deutscher Flagge. Laut Reederverband kostet ein Schiff unter Schwarz-Rot-Gold jährlich bis zu 500.000 Euro mehr, als wenn es mit einer Flagge aus Zypern oder Malta unterwegs wäre. (awp/mc/ps)