Deutsche Telekom erhöht Ergebnisprognose erneut
Bonn – Die Deutsche Telekom hat nach einem gut verlaufenen dritten Quartal erneut die Ergebnisprognose angehoben. Im Gesamtjahr soll beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 22,4 bis 22,5 Milliarden Euro auf der Basis konstanter Wechselkurse erwirtschaftet werden, wie das Dax -Unternehmen am Donnerstag in Bonn mitteilte. Vorher standen 22,3 Milliarden Euro im Plan. «Unser boomendes US-Geschäft und unsere starke Performance in Deutschland sowie die positiven Trends in den europäischen Landesgesellschaften machen das möglich», sagte Telekom-Chef Tim Höttges laut Mitteilung.
Vor Börsenstart kletterte die T-Aktie beim Broker Lang & Schwarz um mehr als ein Prozent. Nach der Absage an eine geplante Fusion mit dem US-Mobilfunker Sprint vom vergangenen Wochenende war das Papier deutlich unter Druck gekommen. Vom Mehrjahreshoch aus dem Juni bei über 18 Euro ist die Aktie mit gut 15 Euro aber ohnehin weit entfernt.
T-Systems belastet Gewinn
Von Juli bis Ende September belastete den Konzern unter dem Strich jedoch eine 1,2 Milliarden Euro schwere Abschreibung auf das schwächelnde Geschäft der IT-Tochter T-Systems. Der Auftragseingang habe sich nicht so entwickelt wie erwartet, hiess es. Dagegen konnte der Konzern bei Mobilfunklizenzen der US-Tochter einen Sonderertrag verbuchen, was die Abschreibungen aber nur teilweise wettmachen konnte. Insgesamt rutschte der Konzernüberschuss im Jahresvergleich um gut die Hälfte auf 507 Millionen Euro ab.
Im Tagesgeschäft lief es konzernweit rund, auch dank des deutschen Mobilfunkgeschäfts. Der Umsatz kletterte um 0,8 Prozent auf 18,25 Milliarden Euro, das bereinigte operative Ergebnis um 3,3 Prozent auf 5,72 Milliarden Euro. Dabei lieferte der wiedererstarkte Euro kräftig Gegenwind. Aus eigener Kraft, ohne Zu- und Verkäufe sowie Wechselkurseinflüsse, hätte der Erlös um 3,3 Prozent zugelegt, das operative Ergebnis um 5,7 Prozent. Durch das schnelle Wachstum von T-Mobile US machen die Bonner einen immer grösseren Teil des Geschäfts in den USA, im dritten Quartal fast die Hälfte.
Auch wenn es nun aus der angedachten Fusion auf dem US-Markt vorerst nichts wird, kann sich das Geschäft dort weiter durchaus sehen lassen. US-Chef John Legere hatte bereits vor gut zwei Wochen mit Geschäftszahlen die eigene Ergebnisprognose angehoben.
Auch in Deutschland macht die Telekom weiter Fortschritte. Der Mobilfunkserviceumsatz legte trotz Belastungen aus abgeschaffter EU-Roaminggebühr sowie gekappten Durchleitungsentgelten überraschend und kräftig um 0,9 Prozent zu. Ohne die Regulierungseinschnitte hätte es sogar ein Plus von 3,7 Prozent gegeben, rechnete das Unternehmen vor. Seit einiger Zeit fährt das Unternehmen im Mobilfunk die Strategie «Mehr für mehr» gegen Wettbewerbsdruck und sinkende Preise – mehr Datenvolumen und schnellere Datenraten sollen die Kunden von teureren Tarifen überzeugen.
Steigende Erlöse im Fernsehgeschäft
Im Festnetz bremste der Konzern die Umsatzrückgänge vor allem dank weiter steigender Erlöse mit dem Fernsehgeschäft. Die Kosteneinsparungen der Internet-IP-Technologie zahlen sich zudem zunehmend aus. In Deutschland stieg das operative Ergebnis unerwartet kräftig an.
Unter anderem für den Glasfaserausbau und schnelle Mobilfunkabdeckung steckt die Telekom aber weiter viel Geld ins Netz. Ohne Ausgaben für Mobilfunklizenzen investierte die Telekom im dritten Quartal gut 3 Milliarden Euro, rund 10 Prozent mehr als vor einem Jahr. Bei der im Telekomsektor wichtigen Kennzahl des freien Bargeldzuflusses bleibt die Telekom mit 1,87 Milliarden Euro Free Cashflow in der Spur zu ihren Jahreszielen. Höttges hat die Entwicklung der Dividende für die T-Aktionäre an die Kassenlage geknüpft.
Schwierig bleibt die Lage bei T-Systems. Die Grosskundentochter, die Unternehmen die Auslagerung von Prozessen wie etwa den Betrieb von Rechenzentren anbietet, leidet im harten Wettbewerb unter einer Auftragsflaute. Zwar gab es im dritten Quartal etwas Aufwind bei Bestellungen, Umsatz und Ergebnis, doch im bisherigen Jahresverlauf steht weiter jeweils ein deutliches Minus zu Buche. Auch im vierten Quartal wird wieder mit weniger Aufträgen gerechnet – was auch zur milliardenschweren Abschreibung führte. Ab Januar tritt an der T-Systems-Spitze Adel Al-Saleh die Nachfolge des ausscheidenden Reinhard Clemens an. Al-Saleh hat Erfahrung im Umbau und Trimmen von IT-Firmen.
Im Europasegment gab es neben einem Umsatzplus einen Ergebnisrückgang. Beide Werte fielen aber besser aus als von Analysten zuvor erwartet. Der Konzern sprach von einem Trend zur Stabilisierung. Die Telekom rechnet sich durch eine gute Kundenentwicklung und durch die zunehmende Bündelung von Mobilfunk- und Festnetzangeboten weiter einiges aus. (awp/mc/ps)