Deutsche Telekom will 2011 Ergebnis stabil halten

René Obermann

René Obermann, ehemaliger Vorstandsvorsitzender Deutsche Telekom.

Telekom-CEO René Obermann.

Bonn – Die Deutsche Telekom hat im vergangenen Jahr die eigenen Ziele erreicht und will 2011 das Ergebnis weitgehend stabil halten. Für 2010 will die Telekom eine Dividende von 70 Cent je Aktie zahlen. Zusammen mit dem millionenschweren Aktienrückkauf schüttet die Telekom 3,4 Milliarden Euro an die Aktionäre aus und will dies auch in den nächsten beiden Jahren beibehalten.

Zugleich drehen die Bonner weiter an der Sparschraube. Von den bis 2012 geplanten Einsparungen sind bereits 2,4 Milliarden Euro erreicht. Die zuletzt schwächer als der Markt gelaufene Telekom-Aktie geriet nach Vorlage der Zahlen unter Druck. Am Morgen sank der Kurs in einem kaum veränderten Gesamtmarkt um 1,5 Prozent.

2011: Satter Gewinn im Visier
Im Vorjahr sank der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 20,7 auf 19,5 Milliarden Euro. Ohne die Entkonsolidierung des britischen Mobilfunkgeschäfts, das in einem Gemeinschaftsunternehmen unter der Führung von France Telecom aufging, hätte der operative Gewinn bei etwa 20 Milliarden Euro gelegen. Für das laufende Jahr peilt die Telekom 19,1 Milliarden Euro an. Beim Free Cash Flow, der entscheidend ist für die Dividende, erreichten die Bonner im vergangenen Jahr 6,5 Milliarden Euro und wollen diesen Wert 2011 erreichen oder übertreffen. Unterm Strich erhöhte sich der Jahresüberschuss von 353 Millionen Euro auf 1,7 Milliarden Euro. 2009 hatte die Telekom auf das britische Mobilfunkgeschäft milliardenschwere Abschreibungen vorgenommen, die den Vergleich verzerren.

Milliardenkosten belasten Quartalsergebnis
Das Geschäft wird für die Telekom nicht leichter. Die Netzagentur hatte Anfang Dezember die Terminierungsentgelte gesenkt, die Mobilfunker ihren Kunden für die Weiterleitung von Gesprächen in andere Netze abverlangen. Auch die Roaming-Tarife liegen niedriger. Und die Monatsmieten der Teilnehmeranschlussleitung, der «letzten Meile», dürften ebenfalls zum 1. April sinken. Bislang bremst die Telekom den regulierungsbedingten Rückgang des operativen Gewinns mit strengem Blick auf Investitionen und andere Kosten sowie Kooperationen wie der Konkurrenz.

Markterwartungen im Q4 erfüllt
Im vierten Quartal erfüllte die Telekom die Markterwartungen. Der Umsatz schrumpfte von 16,2 auf 15,5 Milliarden Euro. Das bereinigte EBITDA sank von 5,07 auf 4,55 Milliarden Euro – auch hier wirkte sich die Entkonsolidierung von T-Mobile UK aus. Unterm Strich weitete sich der Quartalsverlust von 3 Millionen Euro vor einem Jahr auf 582 Millionen Euro aus. Die Telekom musste millionenschwere Abschreibungen auf das Südosteuropa-Geschäft vornehmen. Auch die Einigung mit Vivendi im jahrelangen Streit über die Kontrolle des polnischen Mobilfunker PTC, der Personalumbau und die Sondersteuer in Ungarn kosteten viel Geld. Insgesamt schlugen die Kosten mit 1,8 Milliarden Euro zu Buche.

Deutschlandgeschäft stützt
Eine Stütze war das Heimatgeschäft, das ein Drittel des Umsatzes und die Hälfte des Gewinns stellt. Der Trend zu Smartphones liess den Datenumsatz der Mobilsparte in die Höhe schnellen. Mehr als zwei von drei jüngst verkauften Mobiltelefonen sind Smartphones, mit diesen Geräten laden Nutzer in steigendem Ausmass Daten aus dem Netz herunter. Dank des höheren Datenumsatzes kann die Telekom den Umsatzrückgang im Traditionsgeschäft ausgleichen. Auch mit Breitbandanschlüssen und Internetfernsehen haben die Bonner neue Geldquellen. Sie stellen knapp jeden zweiten Breitbandanschluss der Republik. Das europäische Ausland bereitete der Telekom aber nicht nur Freude: So lastete der Konjunkturabschwung in Griechenland und Rumänien auf dem Geschäft.

Kundenverluste in USA
Das US-Mobilfunkgeschäft, ein Problemkind, profitierte vom starken Trend zu Smartphones und mobilem Internet. Sowohl der Umsatz als auch der Gewinn stiegen. Doch die Hauptsorge bleibt bestehen, dass die Telekom Kunden verliert. Besonders die lukrativen Vertragskunden wechselten zur Konkurrenz. Seit Januar hat T-Mobile USA ein weiteres Problem. Mit Verizon Wireless bietet neben AT&T ein zweiter Konkurrent das iPhone an – anders als in Deutschland hat die Telekom diesen Verkaufsschlager dort nicht im Programm.

T-Systems stark
Die IT-Sparte T-Systems zeigte sich trotz Schwierigkeiten mit einzelnen Kunden in guter Form. Umsatz und Gewinn legten zu. Besonders im Ausland war die Nachfrage nach Cloud-Dienstleistungen und Systemintegration gross. Der Gesamtumsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,8 Prozent, dabei um 9 Prozent im internationalen Geschäft. Der externe Umsatz kletterte um knapp 6 Prozent. Ursächlich sind besonders die gestiegene Nachfrage nach Cloud-Services und das Wachstum im Systemintegrationsgeschäft. Die deutlich verbesserte Profitabilität spiegelt der Anstieg des bereinigten EBIT wider. Mit 137 Millionen Euro im vierten Quartal verdoppelte sich der Wert fast. 2010 betrug das EBIT-Wachstum gegenüber 2009 mehr als 45 Prozent. Grundlage bleiben das Effizienzprogramm «Save for Service» und die optimierte Nutzung von Anlagegütern. Die bereinigte EBIT-Marge betrug für das Gesamtjahr 3,7 Prozent. Im vierten Quartal stieg sie auf 5,5 Prozent. Das bereinigte EBITDA verbesserte sich 2010 auf 948 Millionen Euro, entsprechend einer Marge von 10,5 Prozent. Im vierten Quartal kam die Marge auf 12,1 Prozent.

Die Deutsche Telekom bedient mehr als 150 Millionen Mobilfunkkunden, 39 Millionen Festnetz- und 17 Millionen Breitbandkunden. Neben dem deutschen Heimatmarkt ist die Telekom im amerikanischen Mobilfunkmarkt engagiert sowie in mehreren Märkten West- und Osteuropas. Im Festnetzgeschäft sind die Bonner in Deutschland, Ungarn, Kroatien und Griechenland tätig. (awp/mc/ps)

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