Deutsche Wirtschaft 2011 um 3,0 Prozent gewachsen
Wiesbaden – Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr trotz der Euro-Schuldenkrise weiter auf hohen Touren gelaufen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei 2011 um 3,0 Prozent gewachsen, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit. Von dpa-AFX befragte Volkswirte hatten mit diesem Zuwachs gerechnet.
Damit blickt die deutsche Wirtschaft auf eines der besten Jahre seit der Wiedervereinigung zurück. Zum Jahresende hat die konjunkturelle Entwicklung aber an Schwung verloren: Das Bundesamt geht nach ersten Schätzungen für das vierte Quartal von einem Rückgang des BIP um 0,25 Prozent aus, hiess es weiter.
«Der wirtschaftliche Aufschwung fand 2011 vor allem in der ersten Jahreshälfte statt», sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler. Im Gesamtjahr sei die Wirtschaft trotz der Abschwächung zum Jahresende insgesamt in «einer sehr robusten Verfassung» gewesen. Nach dem historischen Rückgang des BIP im Jahr 2009 mit einem Rückgang um 5,1 Prozent sei im Jahresverlauf 2011 das Vorkrisenniveau beim preisbereinigten BIP wieder überschritten worden, sagte Egeler weiter.
Binnennachfrage stark
Mit Blick auf das Schlussquartal 2011 könne davon ausgegangenen werden, dass es etwas schwächer in das neue Jahr gehe, sagte Egeler weiter, ohne allerdings konkrete Hinweise zu geben. Aber auch 2012 könne «von einer gewissen Robustheit der konjunkturellen Entwicklung ausgegangen werden», hiess es. Deutschland sei gut aus der Krise herausgekommen. Nach ersten Schätzungen liegt Deutschland beim Wachstum 2011 in der Spitzengruppe der europäischen Staaten.
Die Rolle des Wachstumsmotors sei im Jahr 2011 allerdings verstärkt von der Exportwirtschaft auf die Binnennachfrage übergegangen, sagte Egeler weiter. Die Deutschen hätten deutlich mehr konsumiert und investiert als ein Jahr zuvor. Aber auch der Aussenhandel habe sich im abgelaufenen Jahr dynamisch gezeigt und konnte ebenfalls zur positiven konjunkturellen Entwicklung beitragen.
Arbeitsmarkt stützt
Egeler hob als Grund für die robuste Lage der deutschen Wirtschaft 2011 die gute Verfassung des Arbeitsmarkts hervor. «In Deutschland gab es noch nie so viele Erwerbstätige», sagte Egeler. Zudem habe sich die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden nach ersten Schätzungen um 1,8 Prozent erhöht. Hierzu habe vor allem die Rückkehr zu tarifvertraglich geregelten Wochenarbeitszeiten, die Rückführung der Kurzarbeit und der Aufbau von Überstunden beigetragen.
Das Jahr 2011 «war noch immer von Aufholeffekten in nahezu allen Wirtschaftsbereichen geprägt», sagte Egeler weiter. Vor allem die Bauwirtschaft habe stark zum allgemeinen Wirtschaftswachstum beigetragen. Im Baugewerbe habe es das stärkste Wachstum seit 17 Jahren gegeben, sagte Egeler weiter. Bei den Bauausgaben meldete das Bundesamt für 2011 einen Zuwachs um 5,4 Prozent.
Defizit sinkt deutlich
Mit der guten konjunkturellen Entwicklung entspannte sich auch die Lage der Staatshaushalte merklich. Nach Angaben des Bundesamtes ging das deutsche Haushaltsdefizit im vergangenen Jahr wegen höherer Steuereinnahmen deutlich zurück. Das Staatsdefizit habe im vergangenen Jahr bei 26,7 Milliarden Euro gelegen. Das Defizit belief sich damit auf 1,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Die EU-Regeln sehen als Obergrenze ein Defizit von drei Prozent des BIP vor. Zuletzt war der Fehlbetrag in der Staatskasse 2010 erstmals seit fünf Jahren wieder über die Grenzen gestiegen, nachdem die Bundesregierung mit staatlichen Konjunkturmassnahmen auf den massiven Einbruch der Wirtschaft nach der Finanzkrise von 2008 reagierte. (awp/mc/pg)