Wiesbaden – Die deutsche Wirtschaft hat im November mit starken Zahlen aus der Industrie und dem Aussenhandel überzeugt. Während das verarbeitende Gewerbe seine Produktion nach zwei schwächeren Monaten stark ausweitete, stiegen zugleich auch die Aus- als auch die Einfuhren Deutschlands deutlich an.
Insgesamt wurden in Deutschland laut Statistischem Bundesamt im November 3,4 Prozent mehr Güter produziert als noch ein Monat zuvor. Das ist der stärkste Zuwachs seit September 2009. Die Erwartungen von Analysten wurden damit klar übertroffen, hatten sie doch gerade mal mit einem Plus von 1,8 Prozent gerechnet. Der Zuwachs folgt auf einen Rückgang von korrigiert 1,2 (zunächst 1,4) Prozent im Oktober – ein Monat, in dem es 2017 vergleichsweise viele Brücken- und Feiertage gab. Das hatte die Produktion belastet.
Besonders deutlich legte im November die Herstellung von Investitionsgütern wie Maschinen oder Fahrzeugen zu – ein traditionelles Steckenpferd der deutschen Wirtschaft. Hier belief sich das Plus im November auf fast 6 Prozent. Aber auch bei den Konsumgütern wie etwa Bekleidung oder Lebensmitteln wuchs die Produktion spürbar um knappe 4 Prozent. Der Energiesektor verbuchte hingegen einen Rückgang von mehr als 3 Prozent.
«Starkes Comeback»
Nach zwei enttäuschenden Monaten habe die deutsche Wirtschaft ein starkes Comeback hingelegt, urteilte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Ein Aufwärtstrend sei damit klar zu erkennen. Auch die anhaltende Euro-Stärke scheint der deutschen Exportwirtschaft nach Ansicht des Experten kaum etwas angehabt zu haben.
Tatsächlich hatte der deutsche Aussenhandel seine Exporte im November ebenfalls deutlich erhöht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts vom Dienstag stiegen die Ausfuhren um über 4 Prozent gegenüber dem Vormonat. Das ist der stärkste Zuwachs seit Dezember 2014. Die Erwartungen von Analysten wurden somit auch hier deutlich übertroffen. Die Einfuhren erhöhten sich mit mehr als 2 Prozent ebenfalls deutlich stärker als erwartet. Der Überschuss der Exporte über die Importe betrug knappe 24 Milliarden Euro. Das ist ein im längeren Vergleich hoher Wert, nicht allzu weit entfernt vom Rekordniveau.
Die Zahlen folgen auf gemischte Daten zu den Auftragseingängen vom Montag, denen zufolge die deutsche Industrie im November weniger Aufträge verbucht hatte als ein Monat zuvor. Nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums sei die Entwicklung insgesamt aber auch hier positiv zu bewerten.
Laut Brzeski könnte es zwar durchaus sein, dass die Dezemberzahlen erneut von den Weihnachtsfeiertagen eingetrübt worden sind. Alles in allem deute aber vieles darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr so gut abgeschnitten hat wie seit 2011 nicht mehr. Dem pflichtet auch Jennifer McKeown vom Analysehaus Capital Economics bei. Angesichts des Aufschwungs in Schlüsselmärkten wie Frankreich zeichne sich der Chefvolkswirtin zufolge auch für dieses Jahr ein ähnlich starkes Wachstum ab. (awp/mc/ps)