Deutsche Wirtschaft nimmt Fahrt auf

Deutsche Wirtschaft nimmt Fahrt auf
(Bild: Eisenhans / Fotolia)

Wiesbaden – Die deutsche Wirtschaft hat im Frühjahr an Tempo gewonnen. Im zweiten Quartal habe die Wirtschaftsleistung im Quartalsvergleich um 0,5 Prozent zugelegt, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden in einer zweiten Schätzung mit. Die Behörde bestätigte damit wie erwartet eine erste Erhebung. Im ersten Quartal war die grösste europäische Volkswirtschaft um 0,4 Prozent gewachsen.

Im Jahresvergleich meldete das Bundesamt für die Monate April bis Juni ein Wachstum von preis- und kalenderbereinigt 2,0 Prozent. Auch hier wurde die erste Schätzung wie erwartet bestätigt.

Im Frühjahr seien die Wachstumsimpulse vor allem aus dem Inland gekommen, hiess es weiter in der Mitteilung. Die privaten Haushalte steigerten demnach ihre Konsumausgaben um 0,3 Prozent, die staatlichen Konsumausgaben waren um 0,6 Prozent höher als im Vorquartal.

Auch die Investitionen legten zu: In Ausrüstungen wurde 0,3 Prozent und in Bauten 0,6 Prozent mehr investiert als im ersten Quartal 2018.

Rekordüberschuss in der Staatskasse
Der Daueraufschwung in Deutschland hat der Staatskasse im ersten Halbjahr einen Rekordüberschuss beschert. In den ersten sechs Monaten nahmen Bund, Länder, Gemeinden und Sozialkassen unter dem Strich 48,1 Milliarden Euro mehr ein, als sie ausgaben. Es war laut Bundesamt der höchste Wert in einem Halbjahr seit der Wiedervereinigung.

Der Staat profitiert von sprudelnden Steuern und Sozialbeiträgen. Trotz internationaler Handelskonflikte blieb die exportorientierte deutsche Wirtschaft auch im zweiten Quartal auf Wachstumskurs.

Gemessen an der Wirtschaftsleistung lag der Überschuss im ersten Halbjahr bei 2,9 Prozent. Deutschland bleibt damit weit entfernt von der Schuldenobergrenze, die sich die Europäer in ihren gemeinsamen Verträgen zugestehen (Maastricht). Erlaubt ist demnach höchstens ein Haushaltsdefizit von 3,0 Prozent der nominalen Wirtschaftsleistung. Zuletzt verfehlte Europas grösste Volkswirtschaft diese Marke im Gesamtjahr 2010 mit einem Minus von 4,2 Prozent.

Die historisch gute Lage auf dem Arbeitsmarkt und Lohnzuwächse sorgen für Kauffreude der Verbraucher. Die Konsumausgaben des Staates, zu denen unter anderem soziale Sachleistungen und Gehälter der Mitarbeiter zählen, stiegen den Angaben zufolge im Frühjahr ebenfalls. Auch die Investitionen der Unternehmen in Ausrüstungen wie beispielsweise Maschinen trugen zum Wachstum bei. Vom Aussenhandel kamen dagegen keine Impulse, weil die Importe stärker stiegen als die Exporte.

Handelskonflikte sorgen für Unruhe
Experten gehen davon aus, dass sich der Aufschwung in der Folge fortsetzt. Gegenüber dem vergangenen Boomjahr könnte er allerdings etwas an Tempo verlieren. Für Unruhe sorgen vor allem Handelskonflikte.

Der Streit zwischen den USA und China hatte in dieser Woche eine neue Eskalationsstufe erreicht. Ökonomen befürchten, dass die beiden grössten Volkswirtschaften der Welt auf einen Handelskrieg zusteuern, der Auswirkungen auf die globale Wirtschaft haben könnte. Das könnte die deutsche Wirtschaft empfindlich treffen, deren Exportindustrie sowohl mit den USA als auch China eng verwoben ist. (awp/mc/ps)

Statistisches Bundesamt

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