Konsum bleibt eine Wachstumsstütze der deutschen Wirtschaft. (Foto: Pixabay)
Wiesbaden – Die deutsche Wirtschaft hat zum Jahresauftakt kräftig Fahrt aufgenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 0,7 Prozent gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag nach einer ersten Schätzung mit. Damit wuchs die grösste europäische Volkswirtschaft in den Monaten Januar bis März etwas stärker als erwartet. Volkswirte hatten nur mit einem Anstieg um 0,6 Prozent gerechnet. Im Schlussquartal 2015 war die deutsche Wirtschaft um 0,3 Prozent gewachsen.
«Mit dem stärksten Plus seit zwei Jahren legt die deutsche Wirtschaft einen Turbostart hin», kommentierte Experte Dirk Schlotböller vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) die Daten. Seiner Einschätzung nach habe das billige Öl die Konjunktur angeheizt. Ausserdem habe die Bauwirtschaft durch den milden Winter in den Monaten Januar bis März mehr arbeiten können als üblich. «Eines ist aber auch klar: So viele günstige Faktoren kommen so schnell nicht noch einmal zusammen», sagte Schlotböller.
Binnenwirtschaft bleibt Wachstumstreiber
Wachstumsimpulse kamen vor allem aus dem Inland. «Die privaten Haushalte und der Staat erhöhten ihre Konsumausgaben zum Jahresbeginn», hiess es in der Mitteilung des Bundesamtes. Als eine Ursache für die stärkeren staatlichen Investitionen gilt die Flüchtlingskrise. Zu Beginn des Jahres musste eine grosse Zahl von Flüchtlingen untergebracht und versorgt werden. Die hierfür notwendigen staatlichen Ausgaben hätten sich «konjunkturell stützend» ausgewirkt, kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium.
Auch private Investitionen wirkten sich positiv auf die Konjunktur aus. Nach Einschätzung des Wirtschaftsministeriums haben die Bundesbürger unter anderem in neue Autos investiert. «Insbesondere im Kraftfahrzeugbereich kam es zu einem kräftigen Anstieg der Neuzulassungen», hiess es in der Mitteilung.
Experten: Aufschwung geht weiter – aber mit weniger Schwung
«Insgesamt bleibt festzuhalten, dass sich die Konjunktursorgen, wie sie insbesondere zu Beginn des Jahres aufkamen, als unbegründet erwiesen haben», stellte Experte Stefan Kipar von der Bayerischen Landesbank fest. Auch der Bremseffekt durch den nach wie vor schwachen Aussenhandel sei wohl nicht besorgniserregend stark ausgefallen.
Insgesamt zeigten sich Experten überzeugt: Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft wird im weiteren Verlauf des Jahres anhalten. «Die Folgequartale werden solide aussehen», sagte beispielsweise Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Allerdings werde der Aufschwung das hohe Tempo vom Jahresauftakt nicht halten können. (awp/mc/pg)