Der Export-Vizeweltmeister könnte 2011 Rekordmarke von 1 Billion Euro knacken.
Wiesbaden – Der weltweite Konjunkturaufschwung hat der deutschen Exportwirtschaft 2010 glänzende Geschäfte beschert. Der Titel des Exportweltmeisters dürfte nach ersten Schätzungen zwar erneut an China gegangen sein. Doch mit einem kräftigen Plus der Ausfuhren auf 951,9 Milliarden Euro knüpfte Deutschland an Vorkrisenzeiten an.
Damit ist die Rekordmarke von einer Billion Euro greifbar, die Deutschland nach früheren Einschätzungen des Branchenverbandes BGA 2011 übertreffen könnte. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bezifferte das Exportplus für das vergangene Jahr am Mittwoch auf 18,5 Prozent. Nach dem Krisenjahr 2009 trieben vor allem boomende Schwellenländer wie China, Brasilien und Indien die Geschäfte von Maschinen- und Autobauern, Chemie- und Elektroindustrie. Die Ausfuhren in diese Länder kletterten zum Vorjahr um insgesamt 26,0 Prozent, während die Exporte in die von der Schuldenkrise belasteten Euro-Länder nur um 12,7 Prozent zunahmen.
EU-Staaten wichtigste Absatzmärkte
Gemessen am Warenwert blieben die EU-Staaten die wichtigsten Absatzmärkte für Waren «Made in Germany»: In die Länder der Europäischen Union exportierte Deutschland Waren im Wert von 570,6 Milliarden Euro, davon 386,2 Milliarden Euro in den Euro-Raum. In sogenannte Drittländer – wozu unter anderem China zählt – gingen Waren im Gesamtwert von 381,2 Milliarden Euro. Nach Berechnungen des Ifo-Instituts und der Unicredit für die «Financial Times Deutschland» (Mittwoch) dürfte China im vergangenen Jahr zum drittwichtigsten Absatzmarkt des Euro-Raums aufgestiegen sein und die Schweiz hinter sich gelassen haben. Demnach haben 2010 nur Grossbritannien und die USA mehr Waren aus den Ländern mit der Gemeinschaftswährung gekauft. 2011 werde die Bedeutung Chinas – sowohl als Lieferant als auch als Absatzmarkt – nochmals steigen: «Das Land wird wohl die USA als zweitwichtigsten Handelspartner der Eurozone ablösen», sagte ifo-Volkswirt Steffen Elstner der Zeitung.
Brüderle: «Aufschwung steht fest auf zwei Beinen»
Nach Deutschland eingeführt wurden im vergangenen Jahr Waren im Gesamtwert von 797,6 Milliarden Euro. Damit lagen die Importe um 20 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Aussenhandelsbilanz – der Saldo von Importen und Exporten – schloss mit einem Überschuss von 154,3 Milliarden Euro ab. Ein Jahr zuvor waren es 138,7 Milliarden Euro. Im Dezember exportierte Deutschland im Vergleich zum Vormonat etwas mehr und importierte etwas weniger. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) wertete die jüngsten Aussenhandelszahlen als gutes Signal für Deutschland: «Unser Aufschwung steht fest auf zwei Beinen: dem Aussenhandel und der Binnennachfrage. Das sind gute Voraussetzungen für eine ausgewogene wirtschaftliche Entwicklung im laufenden Jahr.» Die Commerzbank zeigte sich überzeugt, dass der Aussenhandel auch 2011 «einer der wichtigsten Träger des deutschen Aufschwungs» sein wird: «Die deutsche Wirtschaft profitiert vor allem von dem starken Wachstum in Asien, aber auch die Nachfrage aus den USA dürfte dieses Jahr wieder stärker zulegen.» (awp/mc/ps)