Deutschland: Ifo-Geschäftsklima fällt dritten Monat in Folge

Hans-Werner Sinn

Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. (Foto: Ifo-Institut)

München – Die aktuellen politischen Krisenherde haben der Stimmung in den deutschen Unternehmen einen unerwartet heftigen Dämpfer verpasst. Mit dem Ifo-Geschäftsklimaindex ist das wichtigste deutsche Konjunkturbaromter im Juli den dritten Monat in Folge gesunken. Das Ifo-Institut meldete am Freitag einen Rückgang um 1,7 Punkte auf 108,0 Zähler. Dies ist der tiefsten Stand seit Oktober. Analysten hatten nur mit einer leichten Eintrübung auf 109,4 Punkte gerechnet. Beim dritten Rückgang des Konjunkturbarometers in Folge sprechen Experten gemeinhin von einer Trendwende.

«Die geopolitischen Spannungen belasten die deutsche Wirtschaft», kommentierte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn das Geschäftsklima. Neben den Konflikten im Nahen und Mittleren Osten fürchten Experten vor allem Auswirkungen der Ukraine-Krise auf die deutsche Konjunktur. Mögliche Wirtschaftssanktionen gegen Russland könnten auch die Geschäfte deutscher Unternehmen treffen.

Experten erwarten kein Schrumpfen der Wirtschaft
Besonders deutlich fiel der Rückgang bei der Bewertung der aktuellen Geschäftslage durch die befragten Unternehmen aus. Hier meldete das Ifo-Institut einen Rückgang von 114,8 Punkten im Vormonat auf 112,9 Punkte, während Volkswirte nur ein leichtes Abrutschen auf 114,5 Zähler erwartet hatten. Die Erwartungen für das nächste halbe Jahr gaben ebenfalls unerwartet stark von 104,8 Punkten auf 103,4 Zähler nach.

Trotz der überraschend starken Eintrübung des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers rechnen Volkswirte nicht mit einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung. «Das insgesamt hohe Niveau der Ifo-Indizes lässt weiterhin auf eine Expansion der deutschen Wirtschaft schliessen», sagte Experte Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen. Allerdings dürfte die konjunkturelle Dynamik nach einem ungewöhnlich starken Jahresauftakt im zweiten Quartal «fast zum Erliegen gekommen sein».

Euro fällt auf Tagestief
Ähnlich äusserte sich auch Experte Ralph Solveen von der Commerzbank. «Offensichtlich läuft die Konjunktur in Deutschland nicht mehr ganz so rund wie noch zu Jahresbeginn», sagte er. Solveen warnte davor, die Wachstumserwartungen für das zweite Halbjahr zu optimistisch anzusetzen.

Der Euro fiel nach Veröffentlichung der Ifo-Daten auf ein Tagestief bei 1,3443 US-Dollar und hielt sich damit nur knapp über dem Acht-Monatstief. Dagegen zeigte der Frankfurter Aktienmarkt kaum Reaktionen auf die Ifo-Daten.

Beim Ifo-Geschäftsklima werden jeden Monat Umfragedaten von etwa 7000 Unternehmen verarbeitet. Die Unternehmen werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate mitzuteilen. (awp/mc/upd/ps)

 

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