München – Die Stimmung in deutschen Unternehmen hat sich im September trotz steigender Corona-Neuinfektionen erneut aufgehellt. Das Ifo-Geschäftsklima stieg gegenüber dem Vormonat um 0,9 Punkte auf 93,4 Punkte, wie das Ifo-Institut am Donnerstag in München mitteilte. Es ist der fünfte Anstieg in Folge – nach einem drastischen Einbruch in der Corona-Krise. Analysten hatten allerdings mit einem etwas stärkeren Anstieg auf 93,8 Punkte gerechnet.
«Die deutsche Wirtschaft stabilisiert sich trotz steigender Infektionszahlen», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Situation abermals positiver und erwarteten eine weitere Erholung ihrer Geschäfte.
Besonders deutlich verbesserte die Beurteilung der aktuellen Lage. Sie legte um 1,3 Punkte auf 89,2 Punkte zu. Die Erwartungen für das nächste halbe Jahr stiegen um 0,5 Punkte auf 97,7 Punkte. Bei beiden Zahlen hatten Analysten aber einen noch etwas stärkeren Anstieg erwartet.
Industrie als Treiber
Getrieben wird der Anstieg des Geschäftsklimas vor allem durch die Industrie. Dort verbesserte sich der Indikator deutlich. Auch im Handel und der Bauwirtschaft hellte sich das Klima auf.
Sorgen macht jedoch der Dienstleistungssektor. Nach vier Anstiegen in Folge trübte sich hier der Indikator ein. Im Dienstleistungssektor gelten weiterhin viele Corona-Beschränkungen. Angesichts steigender Infektionszahlen sind weitere Lockerungen nicht in Sicht. Im Gegenteil: In einigen Regionen gab es zuletzt wieder Verschärfungen.
«So erbaulich der weitere Anstieg des Ifo-Geschäftsklimaindex ist, das berühmte Haar in der Suppe gibt es dennoch. Durch Europa schwappt eine zweite Corona-Welle», kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Besonders die Entwicklungen in Frankreich sei eine schlechte Nachricht für die deutsche Exportwirtschaft. Ähnliches sei in etwas abgemilderter Form auch für den deutschen Dienstleistungssektor auszumachen.
«Die Erholung der deutschen Wirtschaft geht weiter, auch wenn sich das Aufwärtstempo nicht zuletzt wegen einer drohenden zweiten Corona-Welle verlangsamen wird» erwartet Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Ein erneutes Schrumpfen der Wirtschaft sei aber auch bei einer zweiten Corona-Welle nicht zu erwarten. Die Landesregierungen würden angesichts der hohen Kosten nicht nochmal wie im Frühjahr einen undifferenzierten Lockdown erlassen. Zudem sei die US-Wirtschaft trotz der zweiten Corona-Welle im Sommer weiter gewachsen.
Wichtigster konjunkturelle Frühindikator Deutschlands
Das Ifo-Geschäftsklima gilt als der wichtigste konjunkturelle Frühindikator Deutschlands. Jeden Monat werden etwa 9000 Unternehmen nach ihrer wirtschaftlichen Einschätzung befragt.
Der Eurokurs bewegte sich nach den Daten kaum. Die Aktienmärkte gaben etwas nach. Die Kurse deutscher Bundesanleihen legten ein wenig zu. (awp/mc/ps)