München – Die Stimmung in den deutschen Unternehmen hat sich auch im Oktober weiter verbessert und den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren erreicht. Der Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas fiel aber nicht mehr so stark aus wie im Vormonat. Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer legte zum Vormonat um 1,0 Punkte auf 110,5 Zähler zu, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag mitteilte. Das ist der höchste Stand seit April 2014. Volkswirte hatten nur einen leichten Anstieg auf 109,6 Punkte erwartet.
Sowohl die Geschäftserwartungen als auch die Bewertung der aktuellen Lage hellten sich weiter auf. Der Unterindikator für die aktuelle Lage erhöhte sich um 0,3 Punkte auf 115,0 Zähler und der für die Erwartung künftiger Geschäfte um 1,6 Punkte auf 106,1 Zähler. Die Erwartungen stiegen damit ebenfalls auf den höchsten Wert seit zweieinhalb Jahren.
«Aufschwung gewinnt an Fahrt»
«Der Aufschwung in Deutschland gewinnt an Fahrt», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest das Umfrageergebnis. Die Unternehmen blickten merklich optimistischer auf die kommenden Monate. Die erneute Stimmungsaufhellung folgt auf einen starken Anstieg des Ifo-Index im September, der bereits einen Dämpfer nach dem überraschenden Brexit-Votum in Grossbritannien mehr als wettgemacht hatte.
Seit geraumer Zeit wird der Aufschwung der deutschen Wirtschaft durch eine robuste Binnenkonjunktur getragen. Ökonomen des Allianz-Konzerns sehen zuletzt aber auch Impulse aus dem Ausland. Schon im Juli und August habe sich der Auftragseingang aus dem Ausland spürbar belebt, sagte Allianz-Experte Rolf Schneider. «Die wirtschaftliche Stabilisierung in wichtigen Schwellenländern, die recht kontinuierliche Aufwärtsentwicklung im Euroraum und eine leichte Konjunkturbeschleunigung in den USA dürften dabei die Auslandsnachfrage stützen.»
Brexit belastet nicht
Auch die Sorgen vor langwierigen und harten Verhandlungen um einen Austritt Grossbritanniens aus der EU scheinen die Stimmung in den Unternehmen nicht weiter zu belasten, sagte Experte Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Seiner Einschätzung nach reiht sich der Ifo-Index in eine Reihe robuster Konjunkturindikatoren ein. Er deute darauf hin, dass die Dynamik des Aufschwungs im vierten Quartal nicht nachlassen werde.
Zuletzt waren auch Daten zur Stimmung der deutschen Einkaufsmanager im Oktober überraschend stark ausgefallen. Laut Daten des Forschungsinstituts Markit vom Montag waren die Stimmungsindikatoren für die Industrie und den Bereich Dienstleistungen jeweils weiter in den Expansionsbereich hinein gestiegen. Dies deutet ebenfalls auf einen weiter soliden Aufschwung hin.
«Es läuft rund in der deutschen Wirtschaft», kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank die Ifo-Daten. Die Unternehmen seien mit dem wirtschaftlichen Verlauf des Restjahres 2016 «recht zufrieden». Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, sieht die deutsche Wirtschaft ebenfalls auf einem Wachstumskurs. Allerdings warnte Krämer vor «ernsthaften Problemen» für die Zukunft. Er begründete seine pessimistische Einschätzung mit der flauen Entwicklung der Weltwirtschaft. In den vergangenen zwei Jahren sei das Volumen des Welthandels nicht mehr gewachsen. (awp/mc/upd/pg)