Hans-Werner Sinn, scheidender Präsident Ifo-Institut. (Foto: Ifo-Institut)
München – Die Stimmung in den Führungsetagen deutscher Unternehmen hat sich nach jüngsten Rückschlägen wieder aufgehellt. Experten sprechen von einem guten Frühlingsauftakt in der grössten europäischen Volkswirtschaft. Am Dienstag konnte vor allem das Ifo-Geschäftsklima positiv überraschend. Ausserdem gab es auch zum Teil besser als erwartet ausgefallene Stimmungsdaten von den Einkaufsmanagern und Finanzprofis, die vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelt werden.
«Die deutsche Wirtschaft startet weniger skeptisch in den Frühling», kommentierte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn die aktuellen Ifo-Daten. Das Geschäftsklima verbesserte sich im März nach drei Rückschlägen in Folge stärker als erwartet. Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer stieg um 1,0 Punkte auf 106,7 Zähler. Volkswirte hatten zwar einen Anstieg erwartet, aber nur auf 106,0 Punkte.
Ifo-Daten: Lage und Erwartungen werden besser eingeschätzt
Ausschlaggebend für die bessere Stimmung im März waren höhere Umfragewerte bei den Erwartungen an die künftigen Geschäfte und bei der Einschätzung der aktuellen Lage. Beide Unterindizes legten stärker als erwartet zu. Im Februar war das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer noch im Zuge von heftigen Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten auf den tiefsten Stand seit Dezember 2014 gefallen.
Der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, erklärte den überraschend starken Anstieg des Ifo-Index unter anderem mit einer besseren Stimmung an den Finanzmärkten: «Während das Konjunkturbarometer noch im vergangenen Monat im Fahrwasser der schlechten Finanzmarktstimmung fuhr und nachgab, geht es nun mit der in den vergangenen Wochen verbesserten Börsenlaune wieder nach oben.» Nach Einschätzung des Chefvolkswirts der ING-Diba-Bank, Carsten Brzeski, zeigt sich die deutsche Wirtschaft ausserdem widerstandsfähig gegen die jüngste Abkühlung der Weltwirtschaft.
Einkaufsmanager-Stimmung deutet weiter auf Wachstum hin
Eine überraschende Verbesserung zeigte sich im März auch bei der Stimmung der deutschen Einkaufsmanager im Bereich Dienstleistungen, der vom Londoner Forschungsinstitut Markit erhoben wird. Auch wenn der Markit-Stimmungsindikator für das verarbeitende Gewerbe nur kaum verändert ausfiel, liegen beide Werte weiter über der Marke von 50 Punkten und deuten damit auf Wachstum hin.
Laut den Daten von Markit profitiert die deutsche Wirtschaft auch von einer besseren Unternehmensstimmung in der Eurozone, die im März ebenfalls positiv überraschen konnte. «Mit dem Frühlingsbeginn hat die Eurozone im März wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben», kommentierte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson.
Teilweise positive ZEW-Stimmungsdaten
Teilweise positive Stimmungsdaten lieferte auch eine ZEW-Umfrage unter Finanzprofis. Hier legte der Indikator, der die Erwartung an die künftige Entwicklung misst, deutlich zu. Allerdings gab es bei der März-Umfrage einen überraschenden Dämpfer bei der Einschätzung der aktuellen Lage durch die befragten Finanzprofis.
An den Finanzmärkten zeigte die Vielzahl an Stimmungsdaten keine nennenswerten Auswirkungen in einem insgesamt trüben Umfeld. Der Handel wurde von den Terroranschlägen in der belgischen Hauptstadt Brüssel überschattet. (awp/mc/upd/ps)