München – Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich zu Beginn des Jahres weiter verschlechtert und ist auf den tiefsten Stand seit mehr als dreieinhalb Jahren gefallen. Das Ifo-Geschäftsklima sank im Januar zum Vormonat um 1,1 Punkte auf 85,2 Zähler, wie das Ifo-Institut am Donnerstag in München mitteilte. Es ist der zweite Rückgang in Folge, der den wichtigsten Frühindikator für die deutsche Wirtschaft auf den tiefsten Stand seit Mai 2020 drückt. «Die deutsche Wirtschaft steckt in der Rezession fest», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Die rund 9000 befragten Unternehmen bewerten sowohl ihre aktuelle Lage als auch die Erwartungen an die künftigen Geschäfte ungünstiger. Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten im Schnitt mit einem Anstieg des wichtigsten Frühindikators für die deutsche Wirtschaft auf 86,6 Punkte gerechnet.
Im Handel und im Bereich Dienstleistungen hat sich die Stimmung zum Teil deutlich eingetrübt. Zudem setzte der Geschäftsklimaindikator für das Bauhauptgewerbe seine jüngste Talfahrt fort. Ifo-Chef Fuest sprach mit Blick auf das Baugewerbe von einem «düsteren Ausblick für die kommenden Monate».
Einzig in den Industrieunternehmen zeigte sich zu Beginn des Jahres eine bessere Stimmung als im Dezember. Die Unternehmen seien etwas zufriedener mit ihren laufenden Geschäften, sagte der Ifo-Chef. Zwar hätten sich die Erwartungen der Industriebetriebe ebenfalls verbessert, sie blieben aber insgesamt pessimistisch.
«In der Konjunktur ist zurzeit der Wurm drin», kommentierte Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg das Umfrageergebnis. Nachdem die Neuaufträge und Produktion der Industrie bereits im Sinkflug seien, scheine es jetzt auch den Dienstleistungssektor zu erwischen.
Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, sprach von einem schlechten Jahresauftakt. Er geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2024 weiter schrumpfen wird. Zudem sollte man «nicht erwarten, dass nach dem rezessiven Winterhalbjahr ein starker Aufschwung einsetzt». Krämer rechnet auch für das Gesamtjahr mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts, um 0,3 Prozent. (awp/mc/ps)