Deutschland setzt die ganze Schweiz auf Corona-Risikoliste
Bern / Berlin – Die deutsche Regierung hat die Nachbarländer Schweiz und Polen, fast ganz Österreich und grosse Teile Italiens zu Corona-Risikogebieten erklärt. Wer aus der Schweiz nach Deutschland einreist, muss ab dem kommenden Samstag also in Quarantäne.
Ausnahmen gelten weiterhin für die Grenzregionen: Im süddeutschen Bundesland Baden-Württemberg gilt für Personen aus den sieben Grenzkantonen eine generelle Ausnahme von der Quarantäne – und Testpflicht, wenn sie nicht länger als 24 Stunden im Land bleiben. Die Gründe für solche Reisen spielen keine Rolle.
Wer in einem anderen Kanton wohne, falle dagegen unter die Quarantänepflicht, sagte der Schweizer Botschafter in Berlin am Donnerstag gegenüber Radio SRF. Laut den deutschen Behörden blieben die Grenzen offen. Es werde aber Stichproben geben: «Man kann es relativ einfach an den Autonummern kontrollieren», sagte Seger.
Das Aussendepartement (EDA) teilte auf Anfrage mit, es stehe mit den zuständigen Behörden in Berlin und in den an die Schweiz angrenzenden Bundesländern in Kontakt. Die besondere Situation der Grenzregionen und die Berücksichtigung der engen Beziehungen seien beiden Seiten wichtige Anliegen.
Weiterer Schlag für Tourismus
Auswirkungen hat die Einstufung als Risikogebiet auch auf den Tourismus in der Schweiz. Solange die Schweiz auf der schwarzen Liste bleibt, dürften kaum deutsche Touristen in die Schweiz reisen.
Schweiz Tourismus betrachte die Situation in drei Stufen, teilte Sprecher Markus Berger auf Anfrage mit. Die erste Stufe betreffe die laufende Herbstsaison mit deutschen Gästen hierzulande, die jetzt sofort abreisen, oder die in den nächsten ein, zwei Wochen einreisen wollten.
Für diese Gäste, aber auch deren Gastgeber in der Schweiz sei die Entscheidung der deutschen Regierung äusserst unangenehm und bedauerlich. Das sei ein weiterer Schlag für den Tourismus.
Die zweite Stufe betreffe die nächsten ein bis zwei Monate. Diese seien traditionell touristisch nicht sehr wichtig und brächten ohnehin nur wenige ausländische Gäste in die Schweiz, so Berger.
«Insofern haben wir Glück im Unglück, dass die Reisewarnung jetzt erfolgt, wenn generell wenig gereist wird. Das birgt die Chance, dass die behördlichen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie in der Schweiz Wirkung zeigen können und in der Folge die Reisewarnung wieder aufgehoben werden kann.»
Als dritte Stufe betrachtet Schweiz Tourismus die Wintersaison, die für ausländische Gäste meistens auf Weihnachten hin beginne. «Wir hoffen, dass bis dahin die Situation wieder ein wenig normalisiert und die Reisewarnung aufgehoben ist.» Deshalb plane die Schweizer Tourismusbranche einen – den Umständen entsprechenden – normalen Winterbetrieb mit deutschen Gästen.
Von Risikogebiet umgeben
Mit den neuen Einstufungen der deutschen Regierung stehen nun alle Grenzgebiete zu Deutschland ausser jene in Dänemark auf der Risikoliste. In Österreich ist nur noch das südliche Bundesland Kärnten ausgenommen.
Die Einstufung als Risikogebiet und die damit automatisch verbundenen Reisewarnungen des Auswärtigen Amts bedeuten zwar kein Reiseverbot, sollen aber eine möglichst grosse abschreckende Wirkung auf Touristen haben. Rückkehrer aus den Risikogebieten müssen für 14 Tage in Quarantäne, können sich aber durch einen negativen Corona-Test davon vorzeitig befreien lassen.
Die Einstufung als Risikogebiet durch Deutschland erfolgt, wenn ein Land oder eine Region den Grenzwert von 50 Neuinfektionen auf 100’000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen überschreitet. (awp/mc/ps)