Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen fallen stärker als erwartet
Mannheim – Die Konjunkturerwartungen von Finanzexperten in Deutschland haben sich im Mai stärker als erwartet eingetrübt. Das Stimmungsbarometer des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW fiel gegenüber dem Vormonat um 14,8 Punkte auf minus 10,7 Punkte, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf minus 5,0 Punkte gerechnet. Zum ersten Mal seit Dezember liegt der ZEW-Indikator wieder im negativen Bereich. Es war der dritte Rückgang in Folge.
«Ein Grund für den Rückgang des Stimmungsindikators ist die Erwartung einer noch stärkeren Anhebung der Zinsen durch die EZB», kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach. «Ein möglicher Zahlungsausfall der Vereinigten Staaten in den nächsten Wochen erhöht zudem die Unsicherheit bezüglich der internationalen Konjunkturentwicklung.» Laut Wambach könnte die deutsche Wirtschaft in eine leichte Rezession rutschen.
Die Bewertung der Konjunkturlage verschlechterte sich von geringem Niveau aus. Sie fiel um 2,3 Punkte auf minus 34,8 Punkte. Hier war von Experten ein stärkerer Rückgang auf minus 37,0 Punkte erwartet worden.
«Die gestiegenen Zinsen, die noch immer hohen Inflationsraten und das sich international eintrübende konjunkturelle Umfeld sind für die deutsche Wirtschaft reines Gift», schreibt VP Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel. «Wenngleich sich die deutsche Wirtschaft in Anbetracht der widrigen Umstände noch einigermassen robust zeigte, die Rezession ist noch nicht vom Tisch.» Die jüngsten schwachen Konjunkturdaten aus China lieferten keine günstigen Vorzeichen für den deutschen Export.
In der Eurozone trübten sich die Konjunkturerwartungen ebenfalls ein. Der Erwartungsindikator fiel um 15,8 Punkte auf minus 9,4 Punkte. Der Indikator für die Lage stieg hingegen um 2,7 Punkte auf minus 27,5 Punkte. Die Veröffentlichung spielte an den Finanzmärkten keine grosse Rolle. (awp/mc/ps)