Mannheim – Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich auf niedrigem Niveau etwas aufgehellt. Das Stimmungsbarometer des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW stieg im Oktober gegenüber dem Vormonat um 2,7 Punkte auf minus 59,2 Zähler, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mitteilte. Analysten hatten hingegen einen weiteren Rückgang erwartet.
Die Bewertung der Konjunkturlage ging weiter zurück. Sie fiel um 11,7 Punkte auf minus 72,2 Zähler. Volkswirte hatten hier mit minus 68,5 Punkten gerechnet.
Die Wahrscheinlichkeit für einen Rückgang des realen Bruttoinlandsproduktes im Laufe der nächsten sechs Monate sei erheblich angestiegen, kommentiert ZEW-Präsident Achim Wambach. «Insgesamt hat sich der wirtschaftliche Ausblick somit erneut verschlechtert.»
Möglicherweise hätten die Regierungspläne zur Gaspreisbremse für eine gewisse Stabilisierung der Konjunkturerwartungen gesorgt, wenngleich die anhaltend hohe Inflation, die steigenden Zinsen und Sorgen bezüglich einer Energieknappheit die konjunkturellen Perspektiven trübten, schrieb Analyst Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen. Entwarnung sei daher nicht zu geben, zumal die ZEW-Lageeinschätzungen deutlich nachgegeben hätten und die Indikation für das Ifo-Geschäftsklima Deutschland per saldo negativ sei. Dennoch sollte «an dem Willen der Europäischen Zentralbank, mit weiteren Straffungen der Geldpolitik dem Inflationsschub entgegenzuwirken, nicht gezweifelt werden», resümierte der Experte.
Für die Eurozone ergab sich ein ähnliches Bild wie für Deutschland. Auch für den gemeinsamen Währungsraum legten die Erwartungen der Finanzmarktexperten nur etwas zu, und zwar um 1,0 Punkte auf minus 59,7 Punkte. Die aktuelle konjunkturelle Lage aber wird noch düsterer eingeschätzt als zuvor: Hier sackte die Einschätzung um 11,7 Punkte auf minus 70,6 Punkte ab.
An den Märkten sorgte der ZEW-Index für keine grossen Bewegungen. Der deutsche Leitindex Dax notierte zuletzt weiterhin komfortabel im Plus und der Kurs des Euro blieb stabil über 0,98 US-Dollar. (awp/mc/ps)