Wiesbaden – Der deutsche Aussenhandel hat zuletzt einen leichten Dämpfer erhalten. Experten sehen zwar vorerst kein Alarmsignal. Mögliche negative Überraschungen vor allem aus den USA, Grossbritannien oder China könnten den Aussenhandel aber künftig empfindlich treffen. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, lagen die Ausfuhren deutscher Unternehmen im September 0,7 Prozent niedriger als im Vormonat. Die Einfuhren nach Deutschland fielen um 0,5 Prozent. Bei den Exporten hatten Experten einen etwas deutlicheren Rückgang erwartet, bei den Importen dagegen einen schwächeren.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat sieht die Entwicklung im September aber nicht ganz so schwach aus. Hier wurde ein Anstieg um 0,9 Prozent verzeichnet. Die Importe gingen nach dieser Abgrenzung um 1,4 Prozent zurück. «Aufgrund der sehr starken Vormonatsentwicklung schrillen noch keine Warnglocken», kommentiert Stefan Kipar, Experte bei der Bayerischen Landesbank. Das Brexit-Votum habe offensichtlich bislang nicht zu einem Einbruch der Exporte insgesamt geführt. Die Ausfuhren nach Grossbritannien hätten zwar im Juli einen Rückgang zum Vormonat verzeichnet, trotzdem aber im Juli und August jeweils noch ihr Mai-Niveau überschritten.
Achillesferse
Während der Sommermonate seien fast 25 Prozent der deutschen Exporte aus den USA, Grossbritannien und China nachgefragt worden, schreibt Carsten Breszki, Deutschland-Chefvolkswirt bei der Bank Ing-Diba. «Zugleich ist diese Stärke aber auch die grösste Achillesferse für die deutschen Exporte. Der jüngste Sturzflug des Pfund Sterlings dürfte Spuren im deutschen Aussenhandel hinterlassen.» Hinzu käme die Gefahr eines verstärkten Protektionismus in den USA sowie einer erneuten überraschenden Wachstumsschwäche in China.
Im Vorjahresvergleich legten die Exporte im September in Länder der Europäischen Union (EU) zu, während die Ausfuhren in den Rest der Welt sanken. Gleichzeitig schrumpften die Importe von ausserhalb der EU deutlich stärker als die Einfuhren aus EU-Ländern. (awp/mc/ps)