Deutsche Wirtschaft fängt sich – Ifo-Index steigt
München – Die Anzeichen für eine Stabilisierung der deutschen Wirtschaft mehren sich. Nach einigen hoffnungsvollen Konjunkturdaten stieg am Montag auch das meist beachtete Stimmungsbarometer für die deutsche Wirtschaft, das Ifo-Geschäftsklima. Bankökonomen sprachen von einer Bodenbildung, für eine Trendwende nach oben sei es zu früh. Die Finanzmärkte reagierten kaum auf die Umfrage.
Wie das Münchner Ifo-Institut am Montag mitteilte, stieg das von ihm erhobene Geschäftsklima um 0,3 Punkte auf 95,0 Zähler. Analysten hatten mit einem Zuwachs in dieser Grössenordnung gerechnet. Die Verbesserung erfolgt jedoch von niedrigem Niveau aus. Noch im Sommer war der Indikator auf ein Siebenjahrestief gefallen.
In den einzelnen Wirtschaftsbereichen fiel das Stimmungsbarometer unterschiedlich aus. In der angeschlagenen Industrie ging es nach einem Anstieg im Vormonat wieder zurück, ebenso im Baugewerbe. Dagegen legte das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor und im Handel zu. Das passt zur stützenden Wirkung, die die Binnennachfrage derzeit auf die deutsche Wirtschaft ausübt, während die Industrie und der Aussenhandel tendenziell belasten.
«Deutsche Konjunktur zeigt sich widerstandsfähig»
«Die deutsche Konjunktur zeigt sich widerstandsfähig», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Sowohl die Geschäftslage als auch die Aussichten für das kommende halbe Jahr wurden von den befragten Unternehmen besser beurteilt. Für das vierte Quartal sei mit einem Wachstum der deutschen Wirtschaft um 0,2 Prozent zu rechnen, sagte Fuest.
«Der leichte Anstieg passt ins Muster der Mehrzahl der Konjunkturzahlen für Deutschland in den vergangenen Wochen», sagte Uwe Burkert, Chefökonom der Landesbank Baden-Württemberg. Die Analysten der NordLB zählten mehrere positive Wirtschaftsdaten auf, darunter das leichte Wachstum der deutschen Wirtschaft im dritten Quartal.
Auch Ralph Solveen, Analyst bei der Commerzbank, kommentierte recht zuversichtlich: Eine ausgewachsene Rezession dürfte der deutschen Wirtschaft wohl erspart bleiben. «Anzeichen für ein Ende der aktuellen Stagnationsphase gibt es bisher aber nicht.» Ähnlich urteilte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank: Das Wachstum werde nicht in den freien Fall übergehen. «Es kommt also nicht schlimmer, aber richtig deutlich besser wird es auch nicht.»
Das Ifo-Geschäftsklima ergibt sich aus einer Umfrage unter rund 9000 Unternehmen. Es gilt als wichtigster Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. (awp/mc/ps)