Die Monsterwelle von Nazaré
Ein junger Portugiese soll die grösste bekannte Welle der Welt gesurft sein. Satellitenaufnahmen zeigen, dass an jenem Tag tatsächlich aussergewöhnliche Bedingungen herrschten.
Es war ein aussergewöhnlicher Tag, das erkannte António Laureano sofort, als er morgens auf das Meer vor Nazaré schaute. Die Wellen vor dem kleinen, roten Leuchtturm, der die Festung São Miguel Acanjo über den Klippen ziert, waren an diesem Tag besonders hoch und brachen besonders weit vor der Küste, erzählt er.
Laureano, der seit dem Kleinkindalter auf dem Surfboard steht, schnappte sich sein Brett und liess sich mit dem Jetski auf den Atlantik ziehen. Er sei zuversichtlich gewesen, habe aber gleichzeitig auch ein wenig Angst gehabt, als er die Riesenwellen gesehen habe, die an diesem Tag Richtung Praia do Norte rollten, sagte der Portugiese später über den Augenblick des Ruhms. Bei der letzten Welle seiner Surfsession habe er sofort die aussergewöhnlich hohe Geschwindigkeit gespürt, mit der er den Riesenbrecher hinabgeglitten sei. Die Zuschauer am Leuchtturm schrien, sie sahen eine winzige Figur vor einer riesigen Wand aus Wasser. Hätte ihn seine Mutter dabei beobachtet, hätte sie vermutlich einen Herzanfall bekommen, erzählt der damals gerade mal 18 Jahre alte Surfer.
Im Gegensatz zu Helden des Big Wave Surfings wie den Amerikanern Laird Hamilton oder Garrett McNamara, der das Städtchen Nazaré erst vor einigen Jahren auf die globale Weltkarte des Surfens setzte, ist Laureano von eher schmächtiger Statur. Dass er nun zusammen mit den grossen seines Sports genannt wird, liegt massgeblich an jenem 29. Oktober 2020. Sollte sich die Höhe der Monsterwelle von mehr als 101 Fuss, rund 31 Metern, bestätigen, wäre das ein neuer Rekord, der die 80-Fuss-Welle (mehr als 24 Meter) des Brasilianers Rodrigo Koxa von 2017 noch übertreffen würde. Auch dessen grosse Welle rollte in Nazaré an Land.