«Dieselgate» bremst VW mit Milliardenkosten
Wolfsburg – Ein schwacher Markt in China und Milliardenkosten für Rechtsstreitigkeiten rund um die manipulierten Dieselmotoren – Volkswagen hat zum Jahresauftakt spürbar an Gewinn eingebüsst. Unter dem Strich verdiente der Konzern im ersten Quartal 3,05 Milliarden Euro, nach rund 3,3 Milliarden Euro vor einem Jahr, wie der Branchenprimus mitteilte. Allerdings kletterte die Vorzugsaktie an der Dax-Spitze kräftig, weil Anleger von der Entwicklung im Tagesgeschäft positiv überrascht waren.
Vor Zinsen und Steuern gab das Ergebnis um gut 8 Prozent auf rund 3,9 Milliarden Euro nach. Sondereinflüsse aus Rechtsrisiken von einer Milliarde Euro wirkten sich aus – dabei machte sich erneut der Abgas-Skandal bemerkbar. Damit ist die Abgasrechnung für den Konzern erneut gestiegen, die Bewältigung von «Dieselgate» kostet den Konzern inzwischen 30 Milliarden Euro.
Weitere Kosten nicht ausgeschlossen
In der Rechnung seien Kosten für Rechtsanwälte, Vergleiche und ausstehende Verfahren enthalten, sagte Finanzvorstand Frank Witter. Damit seien derzeit absehbare Kosten abgedeckt, weitere aber nicht ausgeschlossen. Das meiste Geld floss bis dato in Nordamerika, wo der Konzern teure Vergleiche geschlossen hatte.
Über 60’000 offene Verfahren in Deutschland
Die Folgen des Dieselskandals werden den Konzern weiter beschäftigen: Allein in Deutschland sind über 60’000 Verfahren unzufriedener Dieselkunden anhängig. Dazu kommen milliardenschwere Klagen von Aktionären, die sich vom Konzern zu spät über das finanzielle Ausmass der Dieselaffäre informiert fühlen.
Ausserdem wird strafrechtlich ermittelt. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig klagte unlängst Ex-Konzernchef Martin Winterkorn und vier weitere Führungskräfte im Abgas-Skandal wegen Betrugs an. Dies habe die Risikoeinschätzung des Konzerns aber nicht beeinflusst, sagte Witter.
Neuregelung in der Rechnungslegung
Der VW -Konzern profitierte beim Betriebsergebnis von einer Neuregelung in der Rechnungslegung. Eine positivere Neubewertung von Finanzinstrumenten brachte 400 Millionen Euro. Unter Ausklammerung der neuen Dieselkosten steigerte der Konzern damit sein operatives Ergebnis um 15,2 Prozent auf über 4,8 Milliarden Euro. (awp/mc/pg)