New York – Eine Mega-Übernahme krempelt die US-Medienlandschaft um: Der Entertainment-Riese Walt Disney will im Kampf um Film- und Fernseh-Zuschauer mit dem grössten Zukauf seiner Geschichte die Oberhand gewinnen. Der Konzern schluckt für rund 52,4 Milliarden Dollar grosse Teile des Rivalen 21st Century Fox aus dem Imperium von Medienmogul Rupert Murdoch. Die Konzerne bestätigten am Donnerstag entsprechende Berichte.
Disney zahlt den Kaufpreis in eigenen Aktien und übernimmt fast das komplette Film- und TV-Geschäft von Fox sowie dessen internationale Aktivitäten. Damit werden etliche Fernsehsender und das traditionsreiche Filmstudio 20th Century Fox den Besitzer wechseln. Im Paket enthalten sind auch die Fox-Beteiligung am britischen Pay-TV-Anbieter Sky und ein Anteil am Streaming-Dienst Hulu, der Disney die Kontrollmehrheit verschafft.
Grosse Sportsender und Fox News bleiben bei Murdoch
Fox setzt künftig fast nur noch auf News und Sport. Murdochs Konzern wird durch den Verkauf massiv verschlankt; was vom Geschäft übrig bleibt, soll in eine neue Gesellschaft abgespalten werden. Fox behält seine grossen Sportsender und die bekannten News-Kanäle. Hier läuft es derzeit rund – die Einschaltquoten und Werbeerlöse sind nicht zuletzt wegen des Rummels um Donald Trumps Präsidentschaft hoch. Murdoch hat einen engen Draht zu Trump, der als grosser Fox-Fan gilt.
Disney plant Grossangriff im Streaming-Markt
Disney gewinnt mit der Übernahme indes zahlreiche zusätzliche TV- und Filminhalte und stellt damit die Weichen für einen Grossangriff im boomenden Streaming-Markt. Der Konzern will 2019 einen Online-Video-Service starten, der mit Netflix konkurrieren soll. Bereits im kommenden Jahr soll der unter schwindenden Abo-Zahlen leidende Sportsender ESPN als Internet-Dienst starten.
Streaming gilt als das Geschäft der Zukunft, immer mehr US-Kunden – vor allem die jüngeren Zielgruppen – kündigen ihre Kabelverträge und sehen im Internet fern. Disney hat durch seine Filmstudios, die hinter Blockbustern wie «Star Wars» stehen, bereits Zugriff auf viele attraktive Inhalte. Mit der Fox-Akquisition sichert der Konzern sich jede Menge weiterer exklusiver Produktionen.
Die «Simpsons» und «X-Men» wechseln zu Disney
Denn auch wenn der Fox-Konzern insbesondere durch seine erzkonservativen Polit-Talkshows bekannt ist, liefert er in anderen Sparten Kontrastprogramm. Mit den «Simpsons», aber auch mit Shows wie «Empire», im Bezahlsender FX laufenden Serien wie «Fargo» oder «The Americans» und Kinohits wie «Avatar», «X-Men» oder «Deadpool» konnte der Murdoch-Konzern grosse Erfolge feiern und Kritiker überzeugen.
Ausbau des globalen Geschäfts
Da die Übernahme internationale Beteiligungen wie Sky und Star India umfasst, baut Disney zudem das globale Geschäft stark aus. An Sky hält Fox bislang 39 Prozent. Der Plan, sich das Netzwerk ganz einzuverleiben, ist wegen Bedenken der britischen Aufsichtsbehörden in der Schwebe. Der Eigentümerwechsel könnte sich hier positiv auswirken, da die Regulierer sich vor allem am Murdoch-Clan stören, der sich 2011 durch einen Abhörskandal unbeliebt gemacht hatte.
Disney nun mit Mehrheit am Netflix-Konkurrenten Hulu
Der Deal mit Fox verdoppelt ausserdem Disneys Anteil am kleinen Netflix-Konkurrenten Hulu, an dem sowohl Fox als auch Disney bislang rund 30 Prozent halten. Disney-Chef Bob Iger, dessen Amtszeit bis Ende 2021 verlängert wird, hatte Netflix bereits vor einigen Monaten mit der Kündigung einer Lizenz-Partnerschaft den Kampf angesagt.
Zwischenzeitlich hatte sich auch der US-Kabelriese Comcast für Teile von 21st Century Fox interessiert, war dann aber aus den Gesprächen ausgestiegen. Murdoch hatte seinen Konzern in Jahrzehnten zu einem Medienimperium ausgebaut. Der 86-jährige Australier ist umstritten, Kritiker werfen ihm vor, mit dem konservativen TV-Nachrichtensender Fox News Einfluss auf die US-Politik zu nehmen.
Das Firmenreich des Medienmoguls, der traditionell eigentlich eher für aggressive Zukäufe steht, zerfällt mit dem Verkauf weiter. Im Zuge des Abhörskandals beim britischen Boulevardblatt «News of the World» hatte er unter öffentlichem Druck bereits sein Zeitungsgeschäft, zu dem etwa das «Wall Street Journal» und die «New York Post» gehören, vom restlichen Konzern getrennt. (awp/mc/pg)